Heft 
(2019) 107
Seite
172
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172 Fontane Blätter 107 Rezensionen und Annotationen und Karl Friedrich von Rumohr beteiligt waren, wahr. Erhellend sind vor diesem Hintergrund nicht zuletzt die Ausführungen zu Fontanes Selbst­verständnis als Laie(S. 218). Reizvoll wäre hier freilich ein über die rein kunsthistorische Perspektive hinausreichender Blick gewesen. Bildbe­schreibungen, Museumsbesuche und das Verkehren in Künstlerkreisen sind ein Phänomen und zentrales Motiv insbesondere der belletristischen Reiseliteratur und zeitgenössische Texte wie Johanna Schopenhauers Rei­se durch England und Schottland, Fanny Lewalds England und Schottland (das Emilie Fontane während des Englandaufenthaltes ihres Mannes las) oder Hermann von Pückler-­Muskaus Briefe eines Verstorbenen bieten ei­nen wahren Fundus an solchen Schilderungen, die nicht zuletzt die Exklu­sivität und Besonderheit von F­ontanes Beiträgen herausstreichen. Nur kurz bevor Fontane Turner entdeckte und würdigte, tat beispielsweise Fanny Lewald dessen Bilder, vor denen sie nur Schwindel und Übelkeit empfand, noch als Werke eines Tollhäuslers ab. Dass Fontanes kunstkritische Schriften zudem einen Fokus auf»Dar­stellungsfragen« offenbaren, die»darauf abzielen, wie Wirklichkeit abge­bildet werden kann«(S. 263), ist Thema des dritten und letzten Teils, der mit »Fontanes Kunstkritiken als implizite Poetik und Laboratorium für Schreibweisen«(S. 263–349) überschrieben ist. Indem sie die Kunstkriti­ken als literarische Texte und als ein Laboratorium, wo Fontane»Literari­zität erprobt und herausbildet«, liest und analysiert, betritt Aus der Au durchaus Neuland. Fontanes Stellungnahmen zu zeitgenössischen Kunst­debatten in Romanen wie Die Poggenpuhls oder Der Stechlin sind so breit und kenntnisreich noch nicht untersucht worden und es erweist sich als äußerst anregend und aufschlussreich, Aus der Aus Recherchen, Lektüren und Analysen zu folgen. Fontanes literarische Auseinandersetzung mit der Kostümfrage, der Genremalerei, dem leidigen Thema Kolorit, dem Zeit­phänomen Historienmalerei oder den Kunstgesprächen machen Lust, sei­ne Texte vor diesem Hintergrund und nun mit geschärftem Blick(wieder) zu lesen. Mit Carmen Aus der Aus Studie, die neben dem bereits erwähn­ten farbigen Bildteil auch ein nützliches Verzeichnis der kunstkritischen Schriften bereitstellt, liegt nun erstmals eine sowohl umfassende als auch Maßstäbe setzende Arbeit zu Fontanes kunstkritischen Arbeiten vor, der die Edition der Texte im Rahmen der Großen Brandenburger Ausgabe hof­fentlich bald folgen wird. Jana Kittelmann