des Werkes. In minutiöser Kleinarbeit wurde von den Herausgebern die Werkentstehung erkundet. Für den Literaturhistoriker geben das Kapital „Frühe Pläne, erste Drucke“ neue und weiterführende Aufschlüsse, die ergänzend im Hinblick auf die zweibändige Reutersche Fontane-Monographie und in einigen Beiträgen in den „Fontane-Blättern“ zu sehen sind, wobei man allerdings letztere unter den Publikationen, die zur Fertigung der Anmerkungen herangezogen wurden, vermißt. Dies wird besonders deutlich bei der Kommentierung und Erläuterung des Menzer Forst- und Stechlin-See-Abschnittes. Mit Gewinn liest der Landeshistoriker den Abschnitt „Zeitgenössische Resonanz“. Bezeichnend war die Reaktion der brandenburg-preußischen Historiker, die in Fontanes Bemühen eine gewisse Konkurrenz sahen, später aber seine Art, märkische Geschichte zu sehen und zu schreiben anerkannten. Den Herausgebern ist offensichtlich der Aufsatz von F. Holtze über „Die märkische Lokalgeschichte“ (in „Forschungen zur Brandenburg- Preußischen Geschichte“ 5, 1892, S. 557) entgangen.
Der Neuausgabe der „Wanderungen“ hätte eine knappe Einführung und Einordnung der Geschichte Brandenburgs gut zu Gesicht gestanden, zumal sich die Ausgabe nicht nur an die Märker wendet — und welcher jüngere Einwohner der drei brandenburgischen Bezirke kennt sich schon in der brandenburgisch-preußischen Geschichte aus — sondern sich auch an Leser in anderen Landesteilen und darüber hinaus im Ausland richtet. Vielleicht können die Herausgeber dies bei den weiteren Bänden berücksichtigen, zumindest aber am Schluß der Gesamtausgabe im Band 6 von einem Historiker anfügen lassen. Damit würde der Neuausgabe der ihr etwas anhaftende konservierende Charakter genommen und der allzu sehr auf literaturhistorische Auslegung zielende Eindruck vermindert. Die Rezensenten sind sich aber bewußt, daß damit gewisse Möglichkeiten und Grenzen einer literarischen Buchausgabe berührt werden, die letztlich Sache und Entscheidung der Herausgeber sein müßten.
Über dreihundert Buchseiten füllen die von den Herausgebern als nötig empfundenen Anmerkungen. Auf den ersten Blick hat es daher auch den Anschein, als wären damit die ersten beiden Bände ausschöpfend und für jeden restlos angemerkt und erschlossen. Aber nehmen wir uns z. B. das Kapitel 12 des 1. Bandes, „Civibus aevi futuri“, vor, so können wir nur hoffen, daß im versprochenen Band 6 einige Ausführungen über Thormeyer, Starke oder den bekannten Sagenforscher Schwartz zu finden sein werden. Auch vermissen wir Literaturangaben zum sogenannten Odins-Wagen. Hier hätte ein Hinweis auf H. Kirchners Aufsatz über „Urgeschichtliches bei Theodor Fontane“ (in „Jahrbuch für bran- denburgische Landesgeschichte“ 12, 1970, S. 7 ff.) nicht nur diesen, sondern auch den letzten Zieten und seine Sammlung weiter beleuchtet.
Daß sich bei aller Sorgfalt hier und da einige Fehler und Irrtümer eingeschlichen haben, sei hier nur anhand der Kommentierung der ,alten Bischofsstadt Lebus 1 (Band „Oderland“, S. 564, Anm. 17) kurz bemerkt. Lebus war nicht erst seit 1325, sondern schon seit 1125 Bistum. Es wurde 1555 protestantisch verwaltet (durch Joachim Friedrich, den späteren Kurfürsten) und 1571 endgültig säkularisiert. Sollte man für die landesgeschichtliche Kommentierung, zumindest aber für die Durchsicht der entsprechenden Angaben, um derartigen Mängeln aus dem Wege zu gehen, nicht auch einen erfahrenen Historiker heranziehen?