Heft 
(1978) 28
Seite
280
Einzelbild herunterladen

Uchtenhagen der aus dem Wald Kommende.

Uchtenhagen im Zusammenhang mit Auchter:

einer, der am Weideplatz der Gemeinde wohnt

(Heintze-Cascorbi, S. 121)

Theodor Fontane schilderte in denWandeningen auf liebevolle, poe­tische Weise die Reize der märkischen Landschaft und die Lebensformen des märkischen Adels. Daneben findet die Darstellung historischer Per­sönlichkeiten und Begebenheiten, für die er u. a. die Erfahrungen seiner England-Reisen nutzte, ihren Platz in dem umfangreichen Werk. Diese Beschreibung historischer Tatsachen und Ereignisse, Namenerklärungen eingeschlossen, waren es, die im Mittelpunkt unserer Betrachtungen standen.

Die konzeptionelle Anlage derWanderungen ermöglichte es Fontane, historischeAusflüge zu unternehmen, wenn sie auch an manchen Stellen in kleinsten, belanglosen Details steckenbleiben. Für den Zweck dieser Arbeit waren aber gerade solche scheinbaren Belanglosigkeiten in einigen Fällen von einer nicht zu unterschätzenden Wichtigkeit. Seine ausgezeichneten Detailschilderungen von Personen und Orten, eine seiner auffälligsten und bemerkenswerten Fähigkeiten, konnten z. B. für die Auswertung seiner Namenbeschreibungen in bester Weise genutzt werden. Feinste und genaueste Angaben, ausgedrückt durch charakteristische und treffende Adjektive und Verben, gibt er beispielsweise über Figuren wie Michel Protzen, damit gleichsam die enge Beziehung zwischen Name und Charakter der Person ausdrückend. Ähnliche Bezüge lassen sich auch bei Orts- und Flurnamen feststellen (z. B. Lindow, Teufelssee).

Fontane gelangte als dichterische Persönlichkeit, als bürgerlich-kritischer Realist mit seinem Wissen und Können, mit seinen Kenntnissen und Fertigkeiten zu beachtlichen Ergebnissen auf historischem Gebiet, wenn seine Darlegungen auch betont beschreibenden Charakter tragen. Immer seine Herkunft aus der bürgerlichen Klasse und den daraus resultieren­den Bildungsweg sowie seine soziale Umwelt vor Augen, ebenso die weltanschaulich-politischen Grenzen Fontanes in Betracht ziehend, muß man feststellen, daß erst mit dem Marxismus-Leninismus, mit der Me­thode des dialektischen und historischen Materialismus das Rüstzeug für wissenschaftlich einwandfreie, objektive Erkenntnisse in allen Bereichen der Gesellschaftswissenschaften erreicht werden können.

Es war Fontane auf Grund der persönlichen und gesellschaftlichen Situa­tion nicht möglich, bis zu solchen Erkenntnissen vorzustoßen. Seine Leistungen in denWanderungen, die Ansatzpunkte eines beginnenden historischen Denkens erkennen lassen, sowie v. a. die als bürgerlich­kritischer Romancier sind unbestreitbar, und seine Werke haben bei uns ihren festen Platz im nationalen Kulturerbe gefunden.

280