Heft 
(1980) 31
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in der Neumark gefundenen Kultwagen, den Dabergotzer Hakenpflug, eine eiserne Handprothese aus Altruppin und einen Kettenpanzer als besonders beachtenswert hervor.

Der Magistrat der Stadt Neuruppin hatte am 16. Juni 1856 von den Zieten- schen Erben die bereits am 16. Januar 1844 dedizierte Sammlung in Wustrau übernommen. Sie wurde am 7. Mai 1857 ohne ein genaues Inventarverzeichnis dem Gymnasium übergeben. Das von Superintendent Kirchner aus Gransee begonnene Verzeichnis war nicht zu Ende geführt worden. Im Übergabeprotokoll wurde vermerkt,daß mehrere Gegen­stände von hohem, sowohl antiquarischen Werthe ... vermißt wurden, die nicht nur von dem Herrn Testator in hohem Werte gehalten wären, sondern auch der Sammlung zur Zierde gereicht hätten. Da es dem Gymnasium an passenden Aufstellungsmöglichkeiten fehlte, blieb die Sammlung vom 7. Mai 1857 an auf dem Boden der Töchterschule ungenutzt verborgen. Als W. Schwartz am 7. April 1864 die Direktion des Neurup- piner Gymnasiums übernahm, dachte er auch an die verborgen gehaltene Sammlung und überführte sie ins Gymnasium. Das bevorstehende Schul­jubiläum war für ihn zugleich Anlaß, in seinem Institut dem Zieten- Museum eine Heimstatt zu geben. W. Schwartz popularisierte nach der Übernahme der Zietensammlung in einem Aufsatz in den Märkischen Forschungen, Bd. IX, 1865, einzelne Sammlungsstücke. Er setzte damit die Bemühungen des Landrates von Zieten und des Neuruppiner Zeichen­lehrers Andreas Georg Masch fort, die beide beachtenswerte neue Funde in den Jahrbüchern des Vereins für Mecklenburgische Geschichte und Alterthumskunde anzeigten. Das Verdienst dafür gebührt vor allem dem Zeichenlehrer A. G. Masch, denn er führte die Korrespondenz mit dem Schweriner Archivar und Altertumsforscher Friedrich Lisch und lieferte die Zeichnungen von den Neuzugängen der Zietensammlung. So erschien beispielsweise 1851 im XVI. Band des Jahrbuches der Aufsatz von F. LischBronzezeitwagen von Frankfurt a. O. und Räder von Friesach' mit dem Nachtrag von Jacob Grimm.

Theodor Fontane standen bei der Beschreibung der prähistorischen Samm­lung des Zieten-Museums diese Publikationen zur Verfügung. Wann er die Sammlung erstmals persönlich sah, steht noch offen. Den Aufsatz Civibus aevi futuri schrieb er im Oktober 1873 nach der im September erfolgten Reise ins Ruppinische, während der er das Material für neue Kapitel für die 3. Auflage der Grafschaft Ruppin zusammentrug und bei Alexander Gentz umfangreiche schriftliche Recherchen einholte. In diesem September des Jahres 1873 hatte Fontane das Zieten-Museum im Gym­nasium besichtigt, Notizen und Zeichnungen gemacht.

In seinem ErstlingsromanVor dem Sturm steht im Mittelpunkt des 13. KapitelsDer Wagen Odins der bronzezeitliche Kultwagen, der 1848 beim Chausseebau zwischen Frankfurt/Oder und Drossen an das Tages­licht kam und den Landrat von Zieten für seine Sammlung erwarb. Nach einer Tagebucheintragung begann Fontane am 27. 5. 1865 mit den Vorarbeiten zum KapitelDer Wagen Odins. Das Zieten-Museum war am 6. Juli 1865 eröffnet worden. Da Fontane mit Schwartz bekannt war,

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