Evgenij Volkov (Ivanovo)
Grußadresse für Joachim Schobeß
Werter Herr Schobeß!
An Jubiläumstagen ist es üblich, Bilanz zu ziehen und zurückzuschauen, um bereits Geschaffenes zu überdenken. Ich bin mehr als überzeugt, daß Sie stolz sein können auf den Weg, den Sie gegangen sind und auf die umfangreiche Arbeit, die von Ihnen vollbracht wurde.
Sie haben in glücklicher Weise in sich die Qualitäten des Leiters des Fontane-Archivs, des Redakteurs der „Fontane-Blätter“ und eines talentierten Literaturkenners zu vereinen gewußt.
Das Fontane-Archiv hat eine große Arbeit bei der Sammlung, Bewahrung und Systematisierung des schöpferischen Erbes eines der größten und bedeutendsten deutschen Realisten des 19. Jahrhunderts vollbracht.
Die „Fontane-Blätter“ haben die Funktion eines Vermittlers dieses Werkes hervorragend erfüllt und nehmen diese Aufgabe auch weiterhin wahr. Ein unbestreitbares Verdienst dieser Zeitschrift besteht darin, daß sie auch allgemeinere Probleme des deutschen Realismus im 19. und 20. Jahrhundert aufgreift. Die Publikationen der „Fontane-Blätter“ sind zweifellos von bedeutendem Wert für die Germanisten der verschiedenen Länder.
Das Fontane-Archiv erweist und erwies den Literaturwissenschaftlern, die sich mit der Geschichte der deutschen Literatur beschäftigen, immer wieder große Hilfe. Die Zeitschrift stellt ihre Seiten Wissenschaftlern aller Kontinente für Veröffentlichungen zur Verfügung, und sie vereint dadurch die Bemühungen und fördert ein hohes Niveau der Forschung.
Ich denke mit großer Herzlichkeit an die Jahre unserer ständigen Kontakte. Ihre Briefe, stets freundschaftlich und wohlwollend, und die Materialien, die ich aus dem Archiv erhalten habe, haben meine Arbeit zu Fontanes Werk in vielem gefördert.
Die von Ihnen zusammengestellte Bibliographie des Schriftstellers Theodor Fontane dient mir bis zum heutigen Tage als Wegweiser bei literaturkritischen Arbeiten. Ihre Artikel rufen in mir stets ein bißchen positive Eifersucht wach (d. h. einen guten Neid), denn sie sind immer unverändert scharf im gedanklichen Ansatz, gut begründet, sparsam, ja lakonisch im Ausdruck.
In diesen Tagen und zu diesem Jubiläum wünsche ich Ihnen, werter Herr Schobeß. Glück und Wohlergehen —
Ihr Sie hoch schätzender Evgenij Volkov