Heft 
(1983) 35
Seite
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3 .

Berlin 3. Januar 96 Potsdamerstraße 134 c

Meine liebe Emma.

Dein Brief war mir eine große Freude; der Kuß ist Dir aber nicht geschenkt, der kommt noch, wenn ich Dich wiedersehe. Bist Du dann ganze Dame, so habe ich auch dagegen nichts einzuwenden.

Daß Du Dich nach Berlin nicht zurücksehnst, ist sehr vernünftig; Berlin ist ein großes langweilige Nest, mit nur dann und wann interessanten Pro- zeßverhadnlungen; aber die kann man ja in der Zeitung lesen und braucht nicht persönlich dabei zu sein. 35 Mit Einem in Deinem Brief bin ich nicht ganz einverstanden, das ist mit dem Zauber von 39 Verwandten. Ich tue es billiger und neige mehr dem Satze zu:je weniger je besser. Du darfst mich mit dieser Majestätsbeleidigung aber nicht verrathen.

Wie immer Dein Zwilling und Vorreiter

Th. Fontane

4.

Lieber Geburtstagszwilling.

Berlin. 4. Januar 97

Herzlichen Dank für das Kärtchen (kolossal modern) mit den drei oder vier röthlich angehauchten Blättern. Wenn man so jung ist, spielt man mit dem Herbst, während man mit 77 eine krankhafte Vorliebe für grün hat.

Übrigens ist in den Blättchen was drin, und wenn Du nicht so zu sagen anstandshlaber von Segnungen der Eggers-Stiftung ausgeschlossen wärst, so würde ich, als Stammgast der Eggersstiftungssitzungen, Dir ein Stipen­dium zuzuwenden suchen. Grüße Annchen Meyer. 3 * 1 So wenig Meyer bedeutet, so wird es doch durchAnnchen auf eine liebliche Höhe gehoben. Um auf eine Art Gegenstück hinzuweisen, welch Unterschied zwischen Herz und Löwenherz.

Unter schönsten Grüßen wie immer Dein

Th. Fontane Geburtstagszwilling mit merkwürdig viel Zeit dazwischen.

5.

Mein liebes Emmachen

Berlin, 5. Januar 98

oder wie ich nach den Maßangaben Deines Papas und mit Rücksicht auf 16 Jahre und Einsegnung wohl schreiben muß: meine liebe Emma sei herzlich bedankt für Deinen lieben Brief, aus dem ich außer Deinen Grüßen und Wünschen auch noch allerhand das Haus und die Familie Betreffende herausnehmen konnte. Mit besonderen Hoffnungen erfüllen mich Peter 17 und Hartwig :w und ihre Stellung zu dem von ihnen geleiteten Theater. Daß sie jeden Tag dieselben Stücke, sogar in sich wiederholenden

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