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Martin Wehairns Denkmal in Würnöerg. (Mit Abbildung S. 765.) Ter Geograph Martin Behaim, der Verfertiger des ersten Globus, wird stets mit Ehren genannt, wenn die bedeutenden Männer aus der ehemals Freien Reichsstadt Nürnberg aufgezählt werden. Zwar hat das Alterthum bereits Darstellungen der Erde in Kugelgestalt gekannt; aber Martin Behaim hat diefe verlorene Kunst aufs neue gefunden und damit die geographische Wissenschaft seiner Zeit bedeutend gefördert. Dies ist jedoch nicht fein einziges Verdienst, ja nicht einmal sein größtes. Er war es, der durch Verbesserung der Steuermannskunde den Seeleuten es möglich machte, sich von der Küste weg aus die hohe See hinaus zu wagen; er durchschnitt selbst auf schwankem Schiff den Ocean und betrat als Erforscher Afrikas Gegenden, die vor ihm nie eines Europäers Auge geschaut hatte; Martin Behaim ist mit der Entdecker des heutzutage so bedeutsam gewordenen Kongostroms. Damit hat er sich für alle Zeiten unvergänglichen Ruhm erworben.
Martin Behaim, 1459 in Nürnberg geboren, erhielt in seiner Jugend, obwohl zum Kaufherrn bestimmt, von denr berühmten Astronomen Regiomontanus Unterricht in der Himmelskunde. Gar bald mußte er in die weite Welt hinaus; 1479 sehen wir ihn bereits in Antwerpen Handel treiben. Kaufmännische Reisen führten ihn nach Lissabon, und hier wurde er veranlaßt, seine astronomischen Kenntnisse für den portugiesischen Seedienst zu verwerthen. Er wurde Mitglied einer wissenschaftlichen Kommission zur Verbesserung der Steuermannskunde, und bald darauf machte er als fachmännischer Begleiter des Admirals Diogo Cäo im Aufträge des Königs von Portugal eine Entdeckungsfahrt entlang der Westküste von Afrika mit, deren Haupterfolg, die Entdeckung des Kongo, wir bereits erwähnt haben.
Reiche Ehren wurden dem Heimgekehrten in Lissabon zu Theil; König Johann 11. schlug ihn eigenhändig zum Ritter des Christusordens, und noch in demselben Jahre, 1486, verheirathete er sich mit der Tochter des flandrischen Edelmanns Jobst von Harter, der als portugiesischer Statthalter an der Spitze einer vlämischen Kolonie auf der Azoreninsel Fayal stand.
Martin Behaim lebte von jetzt an theils auf Fayal, theils in Lissabon; nur einmal rief ihn die Ordnung von Erbschaftsan- gelegenheiten auf ein paar Jahre, 1491 bis 1493, nach Nürnberg zurück, wo er seinen berühmten „Erdapfel" auf Anregung und Kosten des Rathes herstellte und der Stadt als Andenken hinterließ.
Dieser Globus ist noch vorhanden und im Besitz der v. Behaimschen Familie.
Martin Behaims Tod fällt höchst wahrscheinlich in das Jahr 1506 (der von seinem Sohn gestiftete Todtenschild giebt, wohl irrthümlich, 1507 an); die Kirche der Dominikaner in Lissabon nahm die irdischen Ueberreste des im deutschen Hospital Gestorbenen auf.
Der Gedanke, Martin Behaim ein Denkmal zu errichten, stammt von dem ersten Bürgermeister der Stadt Nürnberg, denr Freiherrn O. von Stromer; die Durchführung des Gedankens nahmen die städtischen Behörden in die Hand. Der Schöpfer des vorzüglich gelungenen Standbildes ist Professor Hans Rößner in Nürnberg, der Erzguß wurde ebenfalls einem Laudsmanne, dem Erzgießereibesitzer Professor Lenz, übertragen. Martin Behaim ist als Ritter des Christusordens dargestellt, an seiner Seite den wohlbekannten „Erdapfel". Zwei allegorische Figuren, Sinnbilder des Handels und der exakten Wissenschaften, schmücken den Sockel, welch letzterer nebst Piedestal nach dem Modell von Rößner von Bildhauer Joh. Suter zur Ausführung gebracht wurde. Am 17. September,
einem prächtigen Herbsttage, wurde das Denkmal in feierlicher Weise c hüllt. Die weihevolle Festrede hielt Professor Günther aus Münck dem wir auch ein vortreffliches Werk über Martin Behaim (Büchner Verlagsbuchhandlung, Bamberg) verdanken. Franz Wittmar
Der Apfel des Baris. (Zu dem Bilde S. 760 u. 761.) Sch heitsrichter sein ist ein schwieriges Amt, das hat schon der alte Paris fahren. Deshalb sitzt auch sein geistlicher Nachfolger in schwerem s denken und schaut starr hinüber nach den drei Grazien am Brunn Sie geben sich den Anschein, nicht auf die päpstliche Soldateska zu acht die hier im Hof der Osteria ein geräuschvolles Mahl abgehalten hat, a sie haben doch eine hübsche Zeit gebraucht, um ihre Krüge zu füllen i scheinbar unbefangen plaudernd sich in graziösen Stellungen den Her Offizieren zu zeigen. Und diese sind so gespannt auf den köstlichen Sp wie sich das Pfüfflein schließlich aus der Klemme ziehen wird, daß sehr gegen ihre Gewohnheit, ohne Wort und Wink den Schönen geg über verharren. Wer wird den Apfel erhalten? Die braune Juno ' dem stolz erhobenen Haupt, die kühl blickende Pallas zu ihrer Recht oder die sanftgerundete Dorfaphrodite, welche, um den Steg zu schleunigen, sich scheinbar zum Gehen wendet? Sie selber sind in n minderer Spannung als die männlichen Theilnehmer der Scene, die : verschiedenen Graden des Interesses r Wohlgefallens herüber lugen. Ganz gle gültig Verhalten sich nur die ruhig fress den Pferde inr Hintergründe sowie ! fromme Eselein und — die alte Wirtl welche in den unruhigen Kriegsläuf schon allzuviel derartige Kurzweil gese) hat, um sich besonders dabei aufzuhalt Sie ahnt nicht einmal, wie malerisch i alte Locanda ist, und wie reizvoll das ansteigende Bergnest über ihrem v wilderten Garten in den Himmel hebt. ^ Arabischer Märchenerzähler. ( dem Bilde S. 769.) Zwei kleine Tagerei unterhalb der weltberühmten Nilinsel Pt liegt auf hohem Ostufer des Heiligen St nies eine einsame Tempelruine von ma« voll breiten Formen, der letzte Uebern einer altägyptischen Stadt, dem Reisen! bekannt als der Tempel vor: Kom Om Der unablässig an den Userbergen nage: Nil hat die vorgelagerten Thorbauten i Tempels längst zu sich herabgezogen, v rückwärts drängt unaufhaltsam der Wüst fand nach und schichtet sich höher und höh Nur ein Saal mit fünfzehn gewaltic reichverzierten Säulen ragt noch emp Zeugniß ablegend von der Macht u dem Kunstsinn der Ptolemäerfürsten, i ner Erbauer.
An: Fuße dieser tausend Jahre ab Ruine hat sich eine malerische Gruf gelagert. Eine Karawane isfls, die v Assuan gen Norden zieht; sie hat in ist Mitte einen jener sagenkundigen Männer, denen der Orientale so gei lauscht, wenn sie in blumenreicher Sprache und mit den lebhaftest Gebärden ihre wundersamen Märchen erzählen, in denen der ganze phc tastische Reiz des Morgenlandes mit seiner Gluth der Farben und i Sinne sich spiegelt. Etwas abseits drüben liegen die Zelte der Reisende aber sie selbst haben sich herüber gemacht nach dem alten Tempelbau, ! braunen, ernsten Männer, als sagte ihnen eine innere Stimme, daß h der richtige Platz sei, sich in die Welt der Sage zu versenken.
Kleiner Briefkasten.
A. W. mst R. S. in St—Ville, Ohio. Die Dienstzeit eines solchen freiwillig c tretenden^Wehrinanns beträgt drei Fah^, . ^ ^
Inhalt: Sonnenwende. Roman von Marie Bernhard (10. Fortsetzung). S. 757. — „Liebesgruß." Bild. S. 757. — Der Apfel des Paris. Bild. S. 760 u. 761. Die Ostjalen. Von Alfred Edmund Brehm (Schluß). S. 763. — Unschuldig verurtheiltBeiträge zur Geschichte des menschlichen Jrrthums. I. Bon Fr. Helbig. S. 765. — Z Behaimdenkmal in Nürnberg, entworfen von Hans Rößner. Bild. S. 765. — Der Sprung im Glase. Erzählung von Anton Freiherrn von Perfall. S. 768. — Arabischer Märch erzähler. Bild. S. 769. — Blätter und Blüthen: Adolf Diesterweg. S. 771. (Mit Bildmß S. 772.) — Martin Behaims Denkmal in Nürnberg. Von Franz Dittmar. S. 772. ( der Abbildung S. 765.) — Der Apfel des Paris. S. 772. (Zu dem Bilde S. 760 u. 761.) — Arabischer Märchenerzähler. S.772. (Zu dem Bilde S. 769.) — Kleiner Briefkasten. S. 772.
Adolf Diesterweg.
Soeben ist erschienen und durch die meisten Buchhandlungen zu beziehen:
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-4--»» Vrrlagshandlung von Ernst Kril's Nachfolger in Leipzig. 4»^-
Herausgegebeu unter veranrwortlicher Redaktion von Adolf Krvner. Verlag von Ernst Keil's Nachfolger in Leipzig. Druck von A. Wiede in Leipzig.