166
Oberhof, das Ziel der Tausende, die von nah und fern herbeigeeilt waren.
Besonders schon war das Rennen der Bobsleighs, der niedrigen, fünf- sich gen Rutschschkit- ten, die infolge der eigenen Schwere mit rasender Geschwindigkeit die vereisten Bergstraßen hin ab fuhren, vom vordersten Fahrer gesteuert, vom letzten Mann gebremst.
Unser Bildchen gibt das schöne, vom weißen Schneerahmen sich abhebende Bild jenes frohen Festes vortrefflich wieder, aufgetürmter Sprunghügel wartete auf die Skiläufer, das zarte Geschlecht zahlreich vertreten war; mit besonderer Erregung aber ward das 28 Kilometer lange große Meisterschaftsrennen verfolgt, starteten doch sieben Norweger, darunter die bekannten Sportnamen Robsahm,
Jenssen und Hansen. Robsahm gewann das große Rennsteigrennen in der glänzenden Zeit von 2 Stunden 32 Minuten 50 Sekunden gegen Jenssen.
Wilhelm von Auemann. (Mit dem nebenstehenden Bildnis.) Ein herber Verlust hat die Münchener Bildhauerschule und mit ihr das ganze Reich der Kunstfreunde getroffen.
Fern von der Heimat in Ajaccio auf Korsika ist Wilhelm von Ruemann, der rühmlich bekannte Schöpfer des Kaiser-Wilhekm-Denkmals in Nürnberg und so viel anderer bedeutungsvoller Standbilder, Anfang Februar einem tückischen Kehlkopfleiden erlegen. Mit ihm ist ein Meister hin gegangen, der getreu in der Pflege der Münchener Kunstüberlieferung stand und das Erbe, das er dort angetreten hat, mit starken Händen auszubauen und zu mehren wußte. Ruemann war Hannoveraner von Geburt. Als Schüler und Freund Wag- müllers, dessen unvollendet hinterlassene für München bestimmte Liebig-Statue er fertigstellte, trat er früh schon mit
Die Bobsleighs am Start.
Winterfestspiele zu Oberhof in Thüringen
Ein hochunter denen
U
Prof. Wilhelm v. Ruemann
größeren Schöpfungen hervor. Er hat die Sockelreliefs zu den: Liebig-Denkmal geschaffen, der Brunnen der Lindavia zu Lindau ist sein Werk, und auch das bayerische Landesdenkmal auf dem Schlachtfelde von Wörth ist aus seinem Atelier hervorgegangen. Auch die Zahl der Standbilder, die er schuf, ist reich. Neben dem schon erwähnten Kaiser-Wilhelm- Tenkmak zu Nürnberg seien hier nur noch das Rückert- Denlmal zu Schwein- surt, die Neiterstatue des Prinzregenteit Luitpold in Landau i. Pfalz und die K aiser-Wilhelm-Dem- mäler in Hellbronn und Stuttgart genannt. Überdies hat Ruemann eure stattliche Anzahl voll Porträtbüsten und von Keinen plastischen
M ?L Opel, Kriegswagen'für höhere Truppenführer.
Von der Internationalen Automobilausstellung in Berlin.
Werken geschaffen, die ihren Platz zum Teil in den besten öffentlichen Sammlungen des Reiches gefunden haben. Der Heimgegangene Meister, der ein Alter von nur 55 Jahren erreichte, war seit vielen Jahren als Lehrer der Bildhauerkunst all der Akademie zu München tätig. Sein Andenken wird lebendig bleiben durch die Fülle des Schönen, das er geschaffen hat.
Hin Kriegsautorno öil» (Zu
der untenstehenden Abbildung.) Auf der Internationalen Automobilausstellung zu Berlin erregte ein gepanzertes Kriegsautomobil, das die Firma Opel ausstellte, allgemeines Interesse. In ^ den letzten Jahren ist wiederholt der Versuch gemacht worden, ein automobiles Fahrzeug zur Verwendung im Kriege zu konstruieren, besonders nachdem
der Kraftwagen in den Armeen fast aller Kulturnationen beim Manöver gute Dienste geleistet hatte. Das in Berlin allsgestellte
Fahrzeug scheint nun den Anforderungen, die man an ein Kriegsautomobil billigerweise stellen kann, noch am meisten zu entsprechen. Es ist ein vierzylindriges Automobil von 40 Pferdestärken und kann eine Höchstgeschwindigkeit
von 40 Kilometern in der Stunde entfallen. Das Gefährt soll im Kriege als Beförderungsmittel für höhere Truppensührer dienert und ist mit allen möglichen Bequemlichkeiten für
diesen Zweck ausgestattet, z. B. zwei verstellbaren Fernrohren, Kartenpulten, Kompaß, Zeitmesser usw. Die Panzerung, die sich rings um den Wagen bis zur Scheitelhöhe einer sitzenden Person zieht, besteht aus 6 Millimeter starkem Kruppschen Spezialstahl, der moderne Infanteriegeschütze nicht durchläßt. Einen weiteren Schutz hat das Fahrzeug in einer Waffenausrüstung, die aus Revolvern und Sckmellfeuergewehren besteht, die 100 Schüsse in der Minute abzugeben imstande sind. Durch zwei große Scheinwerfer mit Zentralentwickler wird die Ausrüstung dieses neuen Wagens aufs beste vervollständigt. Irgendwelche praktische Versuche sind mit dem Wagen bis jetzt freilich noch nicht gemacht worden; auf Grund der in den letzten Manövern gewonnenen sehr zahlreichen und genau sestgesiellten Erfahrungen ist jedoch wohl mit ziemlicher Sicherheit anzunehmen, daß das Automobil erst wertvolle Dienste zu leisten vermag, wenn es den Konstrukteuren noch gelinge!: sollte, die Schnelligkeit des Wagens auf etwa 60 bis 70 Kilometer in der Stunde zu erhöhen. D.
'MW
""1 -»
Lruckund Verlag von Ernst Keil's N ach so lg er,.G.m.b.H. in Leipzig. Verantwortlicher Redakteur: I)r. Hermann Tischler; für den Anzeigenteil verantwortlich: T-ranz Boerner, beide in Berlin. — In Österreich-Ungarn für Herausgabe und Redaktion verantwortlich: vr. Anton Bettelheim in Wien.
Nachdruck verboten. Alle' Rechte Vorbehalten.