Heft 
(1906) 07
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Oberhof, das Ziel der Tausende, die von nah und fern herbeigeeilt waren.

Besonders schon war das Rennen der Bobsleighs, der niedrigen, fünf- sich gen Rutschschkit- ten, die infolge der eigenen Schwere mit rasender Ge­schwindigkeit die vereisten Berg­straßen hin ab fuh­ren, vom vorder­sten Fahrer ge­steuert, vom letzten Mann gebremst.

Unser Bildchen gibt das schöne, vom weißen Schnee­rahmen sich ab­hebende Bild jenes frohen Festes vortrefflich wieder, aufgetürmter Sprunghügel wartete auf die Skiläufer, das zarte Geschlecht zahlreich vertreten war; mit besonderer Erregung aber ward das 28 Kilometer lange große Meisterschaftsrennen verfolgt, starteten doch sieben Norweger, da­runter die bekannten Sportnamen Robsahm,

Jenssen und Hansen. Robsahm gewann das große Rennsteigrennen in der glänzenden Zeit von 2 Stunden 32 Minuten 50 Sekunden gegen Jenssen.

Wilhelm von Auemann. (Mit dem neben­stehenden Bildnis.) Ein herber Verlust hat die Münchener Bildhauerschule und mit ihr das ganze Reich der Kunstfreunde getroffen.

Fern von der Heimat in Ajaccio auf Korsika ist Wilhelm von Ruemann, der rühmlich be­kannte Schöpfer des Kaiser-Wilhekm-Denkmals in Nürnberg und so viel anderer bedeutungs­voller Standbilder, Anfang Februar einem tückischen Kehlkopfleiden erlegen. Mit ihm ist ein Meister hin gegangen, der getreu in der Pflege der Münchener Kunstüberlieferung stand und das Erbe, das er dort angetreten hat, mit starken Händen auszubauen und zu mehren wußte. Ruemann war Hannoveraner von Geburt. Als Schüler und Freund Wag- müllers, dessen unvollendet hinterlassene für München bestimmte Liebig-Statue er fertigstellte, trat er früh schon mit

Die Bobsleighs am Start.

Winterfestspiele zu Oberhof in Thüringen

Ein hoch­unter denen

U

Prof. Wilhelm v. Ruemann

größeren Schöpfungen hervor. Er hat die Sockelreliefs zu den: Liebig-Denkmal ge­schaffen, der Brunnen der Lindavia zu Lin­dau ist sein Werk, und auch das bayerische Landesdenkmal auf dem Schlachtfelde von Wörth ist aus seinem Atelier hervorgegan­gen. Auch die Zahl der Standbilder, die er schuf, ist reich. Neben dem schon erwähn­ten Kaiser-Wilhelm- Tenkmak zu Nürn­berg seien hier nur noch das Rückert- Denlmal zu Schwein- surt, die Neiterstatue des Prinzregenteit Luitpold in Landau i. Pfalz und die K aiser-Wilhelm-Dem- mäler in Hellbronn und Stuttgart ge­nannt. Überdies hat Ruemann eure statt­liche Anzahl voll Porträtbüsten und von Keinen plastischen

M ?L Opel, Kriegswagen'für höhere Truppenführer.

Von der Internationalen Automobilausstellung in Berlin.

Werken geschaffen, die ihren Platz zum Teil in den besten öffentlichen Sammlungen des Reiches gefunden haben. Der Heim­gegangene Meister, der ein Alter von nur 55 Jahren erreichte, war seit vielen Jahren als Lehrer der Bild­hauerkunst all der Akademie zu Mün­chen tätig. Sein Andenken wird lebendig bleiben durch die Fülle des Schönen, das er geschaffen hat.

Hin Kriegs­autorno öil» (Zu

der untenstehenden Abbildung.) Auf der Internationalen Automobil­ausstellung zu Berlin erregte ein gepanzertes Kriegsautomobil, das die Firma Opel ausstellte, allgemeines In­teresse. In ^ den letzten Jahren ist wieder­holt der Versuch gemacht worden, ein au­tomobiles Fahrzeug zur Verwendung im Kriege zu konstruieren, besonders nachdem

der Kraftwagen in den Armeen fast aller Kulturnationen beim Manöver gute Dienste geleistet hatte. Das in Berlin allsgestellte

Fahrzeug scheint nun den Anforderungen, die man an ein Kriegsautomobil billigerweise stellen kann, noch am meisten zu entsprechen. Es ist ein vierzylindriges Automobil von 40 Pferde­stärken und kann eine Höchstgeschwindigkeit

von 40 Kilometern in der Stunde entfallen. Das Gefährt soll im Kriege als Beförderungs­mittel für höhere Truppensührer dienert und ist mit allen möglichen Bequemlichkeiten für

diesen Zweck ausgestattet, z. B. zwei ver­stellbaren Fernrohren, Kartenpulten, Kompaß, Zeitmesser usw. Die Panzerung, die sich rings um den Wagen bis zur Scheitelhöhe einer sitzenden Person zieht, besteht aus 6 Milli­meter starkem Kruppschen Spezialstahl, der moderne Infanteriegeschütze nicht durchläßt. Einen weiteren Schutz hat das Fahrzeug in einer Waffenausrüstung, die aus Revolvern und Sckmellfeuergewehren besteht, die 100 Schüsse in der Mi­nute abzugeben im­stande sind. Durch zwei große Schein­werfer mit Zentral­entwickler wird die Ausrüstung dieses neuen Wagens aufs beste vervollständigt. Irgendwelche prak­tische Versuche sind mit dem Wagen bis jetzt freilich noch nicht gemacht wor­den; auf Grund der in den letzten Ma­növern gewonnenen sehr zahlreichen und genau sestgesiellten Erfahrungen ist je­doch wohl mit ziem­licher Sicherheit an­zunehmen, daß das Automobil erst wert­volle Dienste zu leisten vermag, wenn es den Konstruk­teuren noch gelinge!: sollte, die Schnellig­keit des Wagens auf etwa 60 bis 70 Kilometer in der Stunde zu er­höhen. D.

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