Bell. Über die Geschichte dieser Schrift wird im Anhang des Büchleins berichtet.“ Die Buchdruckerei Schumacher-Gebier, die diese Jahresgabe hergestellt hat, befindet sich in München.
Von dem Wert der Monotype Bell zu reden, ist hier nicht der rechte Ort. Doch muß ein Wort darüber gesagt werden, was der Herausgeber aus dem umfangreichen lyrischen Schaffen Fontanes hier dargeboten hat. Es versteht sich von selbst, daß ein so schmales Bändchen keine repräsentative Auswahl enthalten kann. Es können nur Kostproben gereicht werden, die dazu anregen sollen, Fontane zu lesen. Das war auch die Absicht des Herausgebers. Sagt er doch am Schluß seines kurzen Nachwortes: „Überhaupt, man lese Fontane! Dazu will dieser kleine Band einmal wieder Lust machen.“
Zu den Kostproben, die Kemp uns bietet und über deren Auswahl also gar nicht gestritten werden kann, zählen einige Lieder und Sprüche, etliche Balladen und viele Gedichte aus dem lyrischen Spätwerk Fontanes (vom Herausgeber als „Gelegenheitsgedichte“ bezeichnet). Gar nicht berücksichtigt sind z. B. die politischen Gedichte der Herwegh-Zeit und die eigentlichen Gelegenheitsgedichte, die an Personen gerichtet sind oder aktuelle Ereignisse betreffen.
Im Nachwort erläutert der Herausgeber die Auswahl und will den Leser mit kurzen Worten zum rechten Verständnis der Lyrik Fontanes hinführen. Man wird dem, was er über „Klangzauber“, „Klangwitz“, „Bonhommie“, „Weltzugewandtheit“ und „Gesittung“ schreibt, gern zustimmen, obschon man findet, daß das Element der Kritik dabei ein wenig zu kurz kommt.
Bei der Textgestaltung stützt sich der Herausgeber auf den bereits 1962 erschienenen Band 20 der Fontane-Ausgabe der Nymphenburger Verlagshandlung, München, wie denn auch die hier beigegebenen kurzen Anmerkungen denen jener Ausgabe verpflichtet sind.
So kommt es, daß in der Anmerkung zu „John Maynard“ (ähnlich wie in der Nymphenburger Ausgabe) erklärt wird, Fontanes Quelle sei unbekannt. Inzwischen haben uns aber zwei Beiträge in Band 1 der Fontane-Blätter (H. 2, 1965, S. 25 bis 40; H. 4, 1967, S. 153 bis 156) immerhin über den tatsächlichen Vorgang und seine früheren literarischen Gestaltungen aufgeklärt. Darauf hätte wohl hingewiesen werden müssen.
Warum allerdings — entgegen der Textgestaltung in der Nymphenburger Ausgabe und entgegen den neuesten Forschungsergebnissen — das Gedicht „Leben“ in der seinerzeit von Ettlinger publizierten Fassung und nicht in der Fassung wiedergegeben wird, die heute als die richtige anerkannt ist, bleibt unverständlich. Der vierte Vers von „Leben“ lautet in diesem Bändchen noch „Ist das Wissen, das es sendet“, statt richtig „Ist das Wissen, daß es endet“ (vgl. den „Schlußstrich“, den Hans-Heinrich Reuter nach langem Streit in den Fontane-Blättern, Bd. 2, H. 1, 1969, S. 60 bis 62, gezogen hat).
Doch daß eine solche Ausgabe hier und da nicht ganz up to date ist, dürfte kaum mehr als ein kleiner Schönheitsfehler sein. Dennoch wird das Bändchen den Typophilen, d. h. den Freund der Buchdruckerkunst, erfreuen, für den es eigens bestimmt ist.
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