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Einen Meier über den: Boden wird aus der Wand eine schwarze, sechs Meter lange Linie angebracht, von deren Ende zwei senkrechte Linien aussteigen. In einer Entfernung von 20 bis 30 Metern von der Wand läuft durch den Spielplatz eine weiße Linie, welche die beiden Felder für die Spielparteien abgrenzt. Der Ball, der Pelota, ist etwa 120 Gramm schwer und aus massivem Nohgummi und Leder gearbeitet, er wird mit der Cislera, einen: sichelförmigen korbartigen Rakett, geschlagen. Die Spieler erscheinen nur mit Hosen und Hemd bekleidet und tragen Zum Abzeichen der Partei rote oder blaue Leibbinden. Das Prinzip des Spieles besieht darin, den Ball nach bestimmten Regeln gegen die Spielwand innerhalb der senkrechten Linien zu schlagen und den abgeprallten wieder gegen die Wand oder in das feindliche Feld zu treiben. Fehler, die begangen werden, ergeben Points, die der Gegenpartei gutgezählt werden. Innerhalb dieser Grundbestimmungen gibt es verschiedene Abarten des Spieles, und hier und dort werden die Spielhallen oder Fronions in kleineren Dimensionen als die oben erwähnten gebaut. Das Spiel erfordert einen großen Aufwand an straft und Geschicklichkeit, und es ist auch nicht billig, denn die benutzten Bälle kosten etwa 10 Mark das Stück und werden durch die kräftigen Schläge gegen die Spielwand bald abgenutzt; es ist auch nicht ungefährlich, denn die harten Bälle lönnen lebensgefährliche Verletzungen herbeiführen. Das Pelota war früher ein Nationalspiel der Basken, indem einzelne Dörfer Wettkämpfe miteinander veranstalteten, wie dies in Norddeutschland hier und dort beim Eisschießen noch heute der Fall ist. Mit welcher Leidenschaft die Basten dem Pelota ergeben waren, davon zeugen einige Anekdoten, die Heinelen in seinem Buche „Die Sportspiele im Freien" wiedererzühlt. Ein berühmter französischer Spieler namens Perlam mußte während der französischen Revolution über die spanische Grenze fliehen. Da erfuhr er, daß sein Rivale Kurutchet in Adules spielen würde. Er verläßt nun sein Exil, eilt
auf den Schauplatz des Kampfes, spielt, gewinnt und kehrt unter dem Jubel und Schutz von 6000 Zuschauern nach Spanien zurück. Einige Jahre später stehen vierzehn Soldaten aus den Pyrenäen bei der kaiserlichen Armee am Rhein. Sie erfahren, daß zu Saint - Etienne - du - Baigurry ein großes Spiel stattfinden würde; ohne Urlaub entfernen sie sich, durchwandern ganz Frankreich, um am Spiele teilzunehmen, das sie gewinnen. Dann gehen sie wieder
Ballschlagen.
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zu ihrem Regiment zurück und kommen gerade noch rechtzeitig zur Schlacht von Austerlitz. Von jeher Habei: ^ —«m..
die Basken beim Pelota -
Wetten gemacht; gegenwärtig ist dieses Ballspiel in der Hauptsache ein Berufsspiel geworden. Aktiengesellschaften unterhalten die Frontons, stellen Berufsspieler an und ziehen Gewinn aus den Eintrittsgeldern und einem Anteil
an den Wetlgeldern des _
Publikums. Die Gehälter
der geübten Spieler sind häufig bedeutend Pelotaspieler.
und entsprechen oft den unserer beriitimten
Sänger und Schauspieler. Sie geben ihre Vorstellungen in allen größeren Städten Spaniens und unterneymen Runslreisen nach England, namentlich aber auch nach Südamerika und Mexilo.
Hin Denkmal für Kriedrich List in Kufstein. «Zn der oben stehenden Abbildung.) In Kufstein, wo der große deutsche Patriot und Nationalölonom sein Leben ansgehauch: bat, soll ibm eilt seiner Bedeutung würdiges Denkmal errichtet werden. Nach dem Entwurf des Bildhauers N. Pfretzschner aus Charlottenbnrg wird eine antike, aus Hellem Gestein erbaute Säulenhalle das Monument umschließen, das de:: ge malen Volkswirtschaftler darstellt. Leider seblt noch immer eit: beträcht licher Teil der nötigen Bausumme — die Sammlungen, die wit Jahr und Tag die Runde machen, haben der: ersehnten und erhoffter: Erfolg noch nicht gehabt! Diese Lauheit und Zurückhaltung in eurer Zeit der epidemischen Denkmalssucht ist tief beschämend: handelt es sich hier doch um einen der größten deutschen Männer, die das vorige Jahrhundert hervorgebracht, um den prophetischen Befürworter des einheit-
Friedrich List-Denkmal für Kufstein.
Ausgesührt von N. Pfretzschner.
liehen deutschen Münzsysterns, den weitblickenden Förderer des Eisenbahnwesens, den unermüdlichen Vorkämpfer deutscher Wirtschaftseinheit! Unendliches hat Friedrich List für Volk und Vaterland getan, aber Undank hat den Lebenden gelohnt. Soll er auch im Tode die Würdigung nicht finden, die manch einer, der in Stein gehauen oder in Bronze gegossen ward, nicht verdient?
Die MeröreiLmig der Hiöe im Alpengeöiet. Während die Eibe in Norddeutschland, namentlich in: westlichen Teile, ein ganz hervorragendes historisches Interesse hat, weist sie, wie der „Globus" mitteilt, im Alpengebiet, wenngleich auch ein aussterbender oder doch in ansehnlichen Stämmen sehr selten gewordener Baum, noch weite, in: großen und ganzen ziemlich zusammenhängende Bestände auf. Trägt man die Lokalitäten für Tirol und Vorarlberg auf eine die geologischen Verhältnisse des Landes darstellende Karte auf, so sieht man, daß ein vom Rheintal durch Vorarlberg und die nördlichen Kalkalpen Tirols ziehender Streifen, in Südtirol ungefähr ein Dreieck (Val Vestino- Sarntal-Primör), dann die zentralalpinen Punkte Sonnenburger Hügel, Gschnitz, Wat- tental und Mayrhofen, endlich Lienz bedeckt werden. Daraus ergibt sich zunächst, daß die Eibe zweifellos als ein Kallbewohner ersten Ranges anzusehen ist. Wir vermissen die Eibe im Rätilum, im Silvrettastock, in den Zentralalpen vom Engadin bis zum Geisstein und Großglockner, in den Graniten und Schiefern der Südalpen, dann in: Ortlerlalk und in den südöstlichen Dolomiten südwärts bis zum Avisio. Das letztere Verhalten zeigt eine auffallende Analogie mit den: der Rotbuche. In Norddeutschland gibt es u. a. noch einen Eibenwald bei Dermbach an der Felda in Sachsen-Weimar. Die einzelnen Bäume sind zum Teil von erheblicher Stärle. Die „Gartenlaube" brachte in Nr. 33 des Jahrganges 1901 einen längeren Artikel über diesen interessanten Wald, der in Deutschland seinesgleichen nicht hat und durch geeignete Schutzmaßregeln vor schädlichen Einflüssen bewahrt wird.
Ausfangen des Balles.
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