Theodor Fontane: Drei Briefe an Otto Brahm
Herausgegeben und kommentiert von Joachim Krueger (Berlin)
1 .
Empfangen Sie meinen herzlichsten Dank für Ihr immer erneutes freundliches Gedenken. Niemand ist glücklicher darüber als „Mütterchen“ mit ihren 70. Ich selbst verharre seitab als ein Unwürdiger, was aber meine dankbaren Gefühle nicht mindert. Selbst Daniela Weert ist mir noch ein süßes Geheimnis. Meine Furcht vor Erkältung ist größer als meine Liebe zur Kunst.
Wie immer in vorzüglicher Ergebenheit
Th. Fontane
Berlin, 27. November 94
2 .
Dienstag 27. Oktober 96
Hochgeehrter Herr und Freund.
Wir haben Ihnen noch nicht gedankt für die Morituri-Billetts; Theo mit seiner Frau war da und wie alle Welt von „Fritzchen“ entzückt, seine Frau sogar von „Teja“, was ich mehr finde als nötig. — Wir andern drei waren schon vorher unsrer Neugier oder unsrem Interesse gefolgt, erst die Tochter (gleich am ersten Tage), dann ich, dann die Frau. „Fritzchen“ ist eine ganz glänzende Leistung, nichts Großes, aber so was außerordentlich Gutes, künstlerisch Abgerundetes, daß ich ganz baff war. Etwas so eminent Gelungenes wird nur sehr selten geschrieben, und der Dichter selber wird wohl auch bei seinem Schaffen auf eine ebenbürtige Nummer eine Weile warten müssen. Müller, im 3. Stück, ist ausgezeichnet, aber zu viel Hinterwand. Er beschwört die Toten herauf.
Mit besten Wünschen für Ihr Wohl, wie immer Ihr
Th. Fontane
3.
Berlin, 10. November 96 Potsdamerstraße 134c
Hochgeehrter Herr und Freund.
Wie schade, daß ich um ein so vergnügliches Wiedersehen kommen muß. Ich bin schon seit über 8 Tagen stark erkältet und muß auf alle Extras verzichten, wenn ich nicht einem grippösen Winter entgegengehen will. Das Bedauern meiner Damen ist natürlich noch größer als das meinige, denn sie sind nicht mal krank, was doch, wenn man verzichten soll ,einen halben Trost bedeutet.
Bitte mich Dr. Bettelheim bestens empfehlen zu wollen.
Wir liegen auch, noch aus gesunden Tagen her, mit einer Einladung in