Hinrichtung mit Ihrer Gegenkorrespondenz; das könnte für uns Berliner doch zu lange dauern.
Morgen 11 Uhr wird der Chevalier in der Matthäikirche — getraut! Sie sehen ihn also nicht mehr als Gargon wieder!
Und nun zum 2. Male Gott befohlen!
Immermann
[Von Henriette von Merckels Hand:] Herzlichen Dank u. Gruß — ich werde in nächster Woche schreiben und die Bilder einstweilen in meinem Gewahrsam behalten. —
Henriette von Merckel an Emilie Fontane
Berlin, d. 9. Oktober 1857
Sie haben mich, meine liebe Freundin. Sie haben mich in der letzten Zeit fast in jeder Woche mit einer Sendung so hoch erfreut, daß ich kaum Worte dafür zu finden weiß. Ich hatte gestern früh Ihr liebes Bild mit dem Kleinen schon auf meinen Geburtstagstisch gestellt, damit Sie gleich zu mir sprechen sollten, daß es nachher noch in Wahrheit geschah, war mir noch eine sehr liebe Überraschung. Wie danke ich dem Himmel für die guten Nachrichten, die Sie mir geben können, u. wie freut es mich, daß Ihr Herz auch so bereit ist, das Glück anzuerkennen und zu preisen, was Sie sich beiderseits am meisten durch sich selbst bereiten. Ein solches Glück kann dem Menschen durch äußere Dinge nicht genommen werden, weil es hoch über ihnen steht! — Vorgestern abend freute ich mich noch mit Frau Clara, die sich über Ihren lieben Brief auch sehr gefreut hat, darüber — sie weiß ja auch glücklicherweise aus eigener schöner Erfahrung, was das heißt. Da ich einmal auf den Abend angespielt habe, so will ich gleich im Texte weiter fortfahren. Es war das erstemal, daß wir uns des Abends in die Schellingstraße zu begeben hatten. So angenehm die Nähe war, so wurden wir doch beim Eintritt in die Straße von einem scharfen Nordwest angeblasen, als ob er uns hinausjagen wollte — ein Zeichen, daß die guten Kuglers mit manchem Boreas werden zu kämpfen haben — drinnen war es um [so] besser. Ich wollte behaglich schreiben, aber nein, das ist es nodi nicht. Kuglers und die elegante, durchaus modern eingerichtete Wohnung passen in meinem Sinn noch nicht zusammen, ich werde mich erst daran gewöhnen müssen. Ich will auch nicht damit sagen, daß sie nicht hineinpaßten, nur — daß man es anders gewohnt gewesen ist u. dieses Frühere einem so lieb geworden war. Die Zimmer sind mit wahrem Kunstsinn und Geschmack eingerichtet, die Farben tönen sich, wie Lübke sagt, sehr schön ab. Besonders vorteilhaft ist die Veränderung für die Bilder, welche nun ganz anders hervortreten. Auf der karmoisinfarbenen Wand in Frau Claras Zimmer treten die Ölbilder herrlich hervor, auf der hellen Tapete des Eßzimmers die Kupferstiche. Auch ist der Fensternische daselbst zu erwähnen, welche mit Efeus u. den
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