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Das verlorene Paradies.
Novelle von
W. tz. ÄLehl.
— München. —
I.
er Professor führte immer dreierlei Visitenkarten in seiner Brieftasche. Die feinste Sorte zeigte, elegant gestochen, die Schrift: „vr. Alcuin Walter, o. ö. Professor der elastischen Philologie an der Universität * * * correspondirendes Mitglied der Akademie der Wissenschaften zu —" re.
Diese stolze Karte Pflegte er abzugeben, wenn er recht demüthig und bescheiden gesinnt war und sich sagte: ich bin ein unbekannter Mann, die Leute wissen nicht, wer vor sie treten wird, außer sie haben meine sämmt- lichen Titel gestochen gelesen.
Die zweite, bescheidnere Sorte war gedruckt und trug blos die Aufschrift: „vr. Alcuin Walter." Er benützte sie, wenn er sich mit einigem Selbstgefühl als der bekannte Gelehrte einzuführen hoffte, dessen Namen die gebildete Welt wenigstens keimt, obgleich sie seine Schriften noch nicht gelesen bat.
Erwartete er aber, daß der Empfänger ihr: als berühmten Mann oder als Freund begrüßen werde, setzte er Verehrung für seine Person und seine Werke voraus, dann überreichte er mit berechtigtem Stolze die dritte, schlichteste Karte. Eigenhändig, mit groß und kühn ausgreifendem Federzuge chatte er den bloßen Namen ohne Doctor auf die Karte mehr geblitzt als geschrieben. Sie konnte vom Empfänger zugleich für seine Autographen-Sammlung aufgehoben werden.
Der richtige Universitäts-Professor ist der Weltmann unter den Gelehrten; warum soll er sich nicht auch mit seinen Visitenkarten weltmännisch einrichten?
Unser Freund stand eben vor dem Pförtnerhäuschen des reizenden Parks, der die „Villa Bechen" bei Trier umschließt, und besann sich einen Augenblick, nach welcher Karte er greifen solle. Rasch entschieden nahm er die dritte,
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