erschöpfenden Analyse aller seiner Werke — es find deren fünfundzwanzig Lustspiele, Schauspiele und Dramen — Abstand genommen werden mußM
II.
Am 13. Mai 1844 wurde am Theater des Odöon das zweiactige Lustspiel Um OiguiU aufgeführt. Der Verfasser desselben, ein vierundzwanzig- jähriger junger Mann, hatte sein Stück zunächst der ersten Bühne Frankreichs, dein llllsatrs Uranpaw eingereicht, und das Lesecomits hatte dasselbe nahezu einstimmig zurückgewiesen. Der ehrgeizige Dichter ließ sich durch diesen Mißerfolg nicht entmuthigen und gab das Manuskript den: Redacteur der „Usvus 668 (lsrrx Uoncke8", Herrn Buloz. Dieser behielt es einige Monate in seiner Redactionsmappe, prüfte es und gab es alsdann dem unbekannten Verfasser als ungeeignet zurück. Auch durch dies Urtheil ließ sich der Autor nicht abschrecken und klopfte beim Director des Odeon an, des sogenannten „zweiten Ilwati'6 kranoaw", das bisweilen mit Anfängern experimentirte. Die Thür ward ihm aufgethan. Das kleine Stück hatte einen rauschenden, relativ großartigen Erfolg. Zehn Jahre darauf erbat sich das erste llllßatrs Uranynw das inzwischen einige hundertmal gegebene Stück, um es in sein Repertoire aufzunehmen. Ein Kritiker sagte daher, das llllßatrs ksranpaw habe sich endlich zur Vermählung mit einer gereiften Wittwe entschlossen, der es einen Korb gegeben habe, als diese eine jungfräuliche Braut war.
Ein zweiactiges Lustspiel in Versen unter dem Titel „Der Schierling", mit antiken Personen, und gezeichnet von einem unbekannten Namen — es war freilich nicht sehr vertrauenerweckend. Jedenfalls spukte da der Tod des Sokrates im Hintergründe, und der Zuhörer durfte sich auf eine jener correcten, nach den elastischen Mustern der französischen Tragödie gearbeiteten Durchschnitts- dichtnngen in wohlgepntzten, gesäuberten Alexandrinern gefaßt machen, die fast alle eine „wohlthuende Bildung" athmen und ein „redliches Bestreben" erkennen lasten — auf eine jener wirklich tragischen Dichtungen, die mit so viel Hoffnungen gezeugt, mit so viel Mühe aifts Licht gebracht werden, deren Erscheinen mit Jubel vom Urheber, nrit lauem Wohlwollen von allen Uebrigen begrüßt wird, und die dann nach einer Woche für immer verschwinden und mit sich die schönsten Träume begraben.
Diesem Keinen Lustspiele sollte ein heitereres Geschick beschiedeu werden. Gleich in der ersten Scene fühlte sich der Zuhörer durch die Frische und den Glanz der Sprache, durch die Liebenswürdigkeit des Stoffes und die völlige Anspruchslosigkeit angenehm berührt. Ein beifälliges Gesurre zog durch den
*) Augiers fämmtliche Theaterdichtungen sind unter dem Titel: „Ilwatrs ooinxlst" in 6 Bänden in Paris 1877—78 bei Calmann Levy erschienen. Ein Supplementband enthält die vermischten Schriften, einige wenige Gedichte, ein unausgeführtes Lustspiel und die akademischen Reden des Dichters.