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p)aul Lindau in Lerlin.
und eine Oper, „Sappho" (16. April 1851), zu der Gounod die Partitur gegeben hat. Die Dramen sind: „Der Flötenspieler", ein Seitenstuck zum „Schierling", eine kleine Studie nach der Antike (19. December 1850), „Diana" (19. Februar 1852), vielleicht von allen Stücken dasjenige, das die Eigenart Augiers am wenigsten erkennen läßt, wahrscheinlich angeregt von den Dichtungen des Romantismus („Marion Delorme") — auch in „Diana" stehen Ludwig XIII. und Richelieu im Vordergründe — in der Behandlung den dramatischen Dichtungen des Classicismus nachstrebend.
„Philiberte" (19. März 1853), ein ebenso seinsinuiges wie liebenswürdiges Lustspiel, dessen Heldin Adolf Wilbrandt bei seiner Else in den „Malern" vorgeschwebt haben mag. Philiberte ist ein häßliches Kind gewesen, und von ihrer Mutter, die eine zweite Ehe geschlossen hat, wie Aschenbrödel, nicht eben liebevoll behandelt worden. Verschüchtert und mißtrauisch hat sie in der Zurückgezogenheit gelebt, bis sie durch die Liebe aus ihrer dunkeln Ecke hervorgezogen und nun als Schönheit erkannt wird und sich selbst erkennt. Scribe hat denselben Stofs in „Du rilains" bearbeitet, aber ungleich weniger glücklich, weniger poetisch und weniger sinnig.
„Du pisrro Ü6 touolls" (23. December 1853), Mitarbeiter Jules Sandeau. „Der Prüfstein" ist der Reichthum. Ein armer genialer Künstler wird durch einen steinreichen Sonderling zum Universalerben eingesetzt; er verliert, sobald er in den Besitz des Vermögens gelangt, seine Genialität, die Liebe zu seiner Kunst und schläft aus der Bärenhaut ein. Augier hat die Handlung nach Deutschland verlegt und nennt seinen musikalischen Helden Wagner.
„Os MNÜI'S cks Llonslsnr I'oirisr" (8. April 1854), Mitarbeiter ebenfalls Jules Sandeau, einer der großen Erfolge des modernen Theaters. Das Stück ist unter dem Titel „Birnbaum und Sohn" auch in Deutschland, aber ohne rechten Erfolg gegeben. In Frankreich gehört dieses Stück zu den festesten Stützen des Lustspielrepertoires, wird immer wieder ausgenommen und findet immer dieselbe warme Aufnah ine. Der Vorwurf ist nicht gerade besonders originell. Ein heruntergekommener Adliger hat in eine reiche bürgerliche Kausmannssamilie hineingeheirathet, um standesgemäß leben zu können. Das ist, wie gesagt, (nicht gerade überraschend neu — wir haben es schon vor Augier gesehen, wir haben es seitdem so und so oft wiedergesehen: in der „Fremden" von Dumas bis zum „Doctor Klaus" — lustiger, frischer und eindringlicher ist aber dieser Stoff wohl niemals behandelt worden. Der Conslict zwischen dem adelsstolzen jungen Alarme, der mit dem ange- heiratheten Vermögen wie ein Grandseigneur lebt, sich um seine Frau, die für ihn eben nur die Ueberbringerin einer reichere Mitgift gewesen ist, wenig kümmert und das, rvie er als selbstverständlich vorausgesetzt hat, nur provisorisch abgebrochene Verhältniß mit seiner Geliebten wieder aufnehmen will, und dem ehrgeizigen, geldstolzen und brutalen Bourgeois, ist in sehr ergötzlicher Weise mit scharfer Satire arrsgearbeitet. Die Lösung durch die junge Frau, welche sich den