Heft 
(1879) 25
Seite
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F. Reuleaux in Berlin.

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ließen die Mägde die schwere Mühle treiben. Nach der Edda verbarg sich einst der jnnge König Helgi in Mägdekleidung in der Mühle:

° Die Steine brechen, die Mühle zerspringt.

Ein hartes Loos hat der Held ergriffen:

Ein König muß hier Gerste malen--

Roß- oder Maulthiermühlen sind in Pompeji ausgegrabcn worden. Neben ihnen bestanden zur selben Zeit noch Handmühlen, allein auch voll­ständige Wassermühlen. Vitruv beschreibt sie uns deutlich, ohne sie indessen als etwas gerade Modernes hervorzuheben. Daß der Uebergang zur Wasser­mühle in den Jahrhunderten vor Christi Geburt vor sich gieng, bezeugt uns ein liebliches griechisches Gedicht aus der Anthologie.

Die Erfindung der Wassermühle.

Laßt die Hände nun ruh'n, ihr mahlenden Mädchen, und schlafet Lange; der Morgcnhahn störe den Schlummer euch nicht.

Ceres hat eure Mühe den Nymphen künftig empfohlen,

Hüpfend stürzen sie sich über das rollende Rad,

Das mit vielen Speichen um seine Achse sich wälzend Mahlender Steine vier, schwere zermalmende, treibt.

Jetzt genießen wir wieder der alten goldenen Zeiten,

Essen der Göttin Frucht ohne belastende MAP.

Auch die Entwicklung einer anderen Maschinengattung beobachten wir in senen Zeiten. Es sind die Kriegsmaschinen, namentlich die bei Belagerungen gebrauchten Geschütze. Wir finden sie zu Alexanders Zeiten schon sehr aus­gebildet, wohlgeordnet nach Kalibern und verschiedenen Arten. Diese Wurf­maschinen, welche ein genaues Studium uns wieder ganz nahe gebracht hat, waren armbrustartig gebaut, hatten aber statt des elastischen Bogens zwei steife hölzerne Arme, welche durch gewundene Stricke nach vorne geschlendert wurden. Diese Stricke mußten von vorzüglich elastischem und zugleich festem Stoff sein. Es wird uns berichtet, daß in dem belagerten Karthago die Frauen ihr Haar opferten, damit daraus die mangelnden Stricke für die Katapulten geflochten werden konnten. Leider haben die Götter das erwähnte Opfer nicht gnädig ausgenommen. Heute würde dasselbe den Frauen wohl

nicht so schwer werden, wie es den karthagischen gewesen!-Noch eine

andere Jdeenverbindung, welche von unserer Frauenwelt zu den erwähnten Maschinen hinleitet, sei angeführt: es ist der Name jener Wursmaschinen. Man nannte eine solche bei den Griechen ein Manganon, ein Wort, welches auch auf künstliche Hülfsmittel im allgemeinen angewandt wurde, und mit Magos, d. i. Magier, dem Namen des alten künstevollen modischen Volksstammes, verwandt ist. Im Mittelalter gieng das Wort aus einer lateinischen in eine italiänische, eine französische und auch eine deutsche Form, nämlich Mange, Mangel (auch Mandel) über, und übertrug sich dann auf die der Wurfmaschine sehr ähnlich gestaltete, schwerfällig gebaute Wäscherolle, der es dann geblieben ist. Wenn daher heute die Hausfrau von ihrer Mange