Heft 
(1879) 25
Seite
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Larl Vogt in Genf.

Lang von Solothurn, sind Namen die heute noch schwer wiegen in der Wissen­schaft einige von den besten find dahingegangen. Theobald, der unermüd­liche Erforscher Graubündens; Gerlach, dessen Schädel ein Stein zerschmetterte, den eine über ihm wegkletternde Ziege auf dem Hochgebirge des Wallis mit dem Fuße losgelöst hatte; und die beiden Unvergeßlichen, A. Gressly von Solothurn, der gründlichste Kenner des Jura und Arnold Esther von derLinth, auf dessen Arbeiten noch heute die geologische Kenntniß der Alpen ruht; Gressly, das Original der Originale, derMergelkönig", war der bummelnde Zigeuner der Geologie. Ohne Geld und Habe zog er im Frühjahr aus, um iu seinem Jura herumznstreifen, Versteinerungen zu suchen, die er sorgsam ableckte, ehe sie im Ranzen verschwanden, und Notizen zu sammeln, die er dann im Winter bearbeitete. Alle Bauern und Hirten kannten ihn, beköstigten, pflegten und beherbergten ihn, und wenn der Winter kam, der seinen Streifereien ein Ziel setzte, so fiel er bei einem Freunde ein, der seiner wartete bis zum nächsten Sommer. In seinen späteren Jahren, wo Gicht und Rheumatismus ihn oft hemmten, hatte er sein Standquartier bei Desor, bis Nacht seinen regen, aber ungeordneten Geist umhüllte. Wie aber den Besten und Bravsten bezeichnen, Esther, den Mustertypus des geologischen Forschers, dem kein Gipfel zu hoch, keine Wand zu steil war, dessen umfassendes Wissen nur überwogen wurde von seiner unbegrenzten Bescheidenheit und Gutmüthigkeit! Wenn ich der Stunden gedenke, die wir nach harter, mühevoller Tagesarbeit auf dem Aar­gletscher zubrachten bei frugalem Mahle unter dem luftigen Zelte, Agassiz, Desor, Esther, Nieolct von la Chaux-de-Fonds und ich, so null es mich manch­mal fast dünken, daß ein anderer Geist damals die Wissensdnrstigen belebte und daß wir Neberlebenden nur noch Ruinen sind, die in die Jetztzeit halb verwittert hineinragen. Freilich ist mehr als ein Menschenalter seit 1841 verflossen!

Lyell kann ohne Zweifel als der Schöpfer der neueren, geologischen Anschauungen betrachtet werden. An die Stelle der plötzlichen Revolutionen, der verheerenden Kataklysmen hat er die langsame, durch Aeouen fortdauernde Wirkung der jetzt noch thätigen Kräfte gesetzt. Auch er war läugere Zeit hindurch Gast in Combe-Varin und um ihn gruppiren sich eine gewisse Zahl Forscher englischer Zunge aus Großbritannien und Amerika, Ramsay und Wright, Leslie und Whitney und vor Allem I. Hall, der Staatsgeologe New-Aork's, dessen Arbeiten uns zuerst die reichen paläontologischen Schätze der Vereinigten Staaten erschlossen haben.Ich komme hierher", sagte er mir, wenn ichsximustscE bin acht Tage Aufenthalt in Combe-Varin heilen mich von den Folgen achtjähriger Arbeit in Albany. Ich habe noch Material für wenigstens 200 Tafeln in Quart ich werde wohl noch einen Auf­enthalt in Combe-Varin machen müssen, bis ich mit der Bearbeitung fertig werde."

Der feine Abbate Stoppani, der jetzt in Florenz Geologie lehrt, und der stets bewegliche, ruhelose Professor Capellini von Bologna repräsentiren