in die Gegenwart hinein war man bemüht, was der Suche nach dem Wiedererwerb zugute kam. Etwa zwei Drittel der verloren gegangenen Bestände konnten zurückgeholt oder zurückgekauft werden. Neue Materialien, die vor dem Kriege nicht in Potsdam deponiert waren, kamen hinzu. Es schien so, als könnten die Folgen der Nachlaßzersplitterung — wenn auch nicht aufgehoben, so doch eingeschränkt werden.
Es lohnt sich, einen Blick in die Geschichte des Fontane-Nachlasses zu werfen, um zu verstehen, welche Grenzen uns heute gesetzt sind. Wichtige Materialien, wie mehrere der großformatigen Tagebücher, Werkentwürfe und Werkmanuskripte, die Fontane erwähnt, müssen als verloren gelten. Andere Handschriften sind verstreut oder werden getrennt aufbewahrt, was eine komplexe Erschließung erschwert, wenn nicht unmöglich macht. Daher sehen wir unseren gesellschaftlichen Auftrag in den 80er und 90er Jahren darin, die Zentralisierung von Archivgut voranzutreiben, die Pflege sowie Restaurierung zu sichern und die komplexe Erschließung zusammengehöriger Materialien zu beginnen, die kritische Edition und Publikation der heute weltweit gewordenen Bemühungen zu fördern und über die „Fontane-Blätter“ und andere Publikationen zum Wohle von Lehre und Forschung, aber auch zum Wohle des sich ständig erweiternden Kreises der Fontaneleser bekannt zu machen. 1 1983 erschien eine chinesische Übersetzung von „Effi Briest“, 1984 die japanische Übersetzung des „Stechlin“. Erstaunlich viele Übersetzungen ins Italienische stehen neben gesamteuropäischen Bemühungen um ein Gesamtverzeichnis der Briefe, die — gäbe es eines Tages doch noch eine umfassende Briefausgabe — einen Teil der verlorenen Tagebücher insofern ersetzen könnte, als darin eine unverwechselbare Autobiographie des Künstlers Fontane enthalten ist. Die in Potsdam aufbewahrten Arbeits- oder Notizbücher könnten hinzutreten, und im Zusammenhang mit unerschlossenem Material in den Werkmanuskripten (bzw. auf den Rückseiten dieser Papiere) ist es denkbar, auch andere Lücken zu schließen, die durch fehlende Briefe und andere Texte heute noch unüberbrückbar scheinen. Größere Einzelgruppen des Gesamtwerkes, die demnächst publiziert werden, wie das lyrische Werk, werden bei der Datierung und Bewertung anderer Werk-Teile helfen. Die Fontane-Philologie steht in diesem Sinne vor einer neuen Entwicklungsetappe, die auf allen wertvollen Arbeiten der Vergangenheit aufbaut.
Kein Autor des 19. Jahrhunderts neben Fontane habe in den siebziger Jahren so sehr im Mittelpunkt des wissenschaftlichen Interesses gestanden, stellt das Jahrbuch für internationale Germanistik fest. Nicht einbezogen sind dabei die zahlreichen Fontane-Verfilmungen, die nun mit schöner Regelmäßigkeit über die Massenmedien zu uns kommen. Das vertiefte bzw. sich vertiefende Interesse an preußisch-deutscher Geschichte, das in der DDR neue Freundesgruppen und Fontane-Kreise hervorgebracht hat, kommt hinzu.
In diesen Rezeptionsprozeß ordnen wir unsere Bemühungen ein. Am Anfang steht immer die Suche und Verzeichnung der Handschriften. Wir appellieren an Archive und Bibliotheken, unsere Bemühungen mit guten Kopien zu unterstützen. Wir danken privaten Sammlern aus Nah