Heft 
(1880) 42
Seite
410
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Bibliographie.

herrührenden politischen Denkschrift sagen: daß er zu den Wenigen gehöre, die zu wenig geschrieben haben. lieber die Gründe seiner schriftstellerischen Zurückhaltung hat sich der Herausgeber in der Einleitung des Näheren ausgesprochen, die im Uebrigen durch reiche Mittheilungen aus Briefen und Tagebüchern des Verfassers dessen Sclbstschilderung in dankenswerthester Weise vervollständigt und uns zugleich über seine späteren Lebensschicksale nicht ohne Auskunft läßt. Denn was in dem Werke mitgetheilt wird, enthält nur das­jenige, was der Verfasser selbst als abge­schlossenes Ganzes betrachtet hat: die Zeit von seiner Geburt i. I. 1775 bis zum Ende seiner diplomatischen Laufbahn im I. 1815. Er hatte diese Denkwürdigkeiten nur für die Seinigcn bestimmt; aber gewiß darf man sich Glück wünschen, daß, nachdem seit 1815 über 60, und seit dem Tode des Verfassers über 30 Jahre dahin­gegangen, bei den Nachlebenden der Wunsch einer Mittheilung dieser edeln Gabe die Bedenken überwunden hat, welche sich an jene Weisung des Verfassers knüpften.

Der hohe Genuß, welcher hier durch den Reichthum der Schilderungen von Begebenheiten, Naturscenen und Persön­lichkeiten aller Art dargeboten ist, wird erhöht durch die anmuthige Form der Einkleidung; ein eigenthümlicher Reiz aber möchte der Darstellung eben des Um­standes wegen inne wohnen, weil sie, von Haus aus nicht für die Oeffentlichkeit be­stimmt, jenen Charakter der Unbefangen­heit und Hingebung in sich trägt, welcher dem Briefwechsel vertrauter Freunde eigen zu sein pflegt.

Emil Pirazzi. Bilder und Geschichte aus Offenbachs Vergangenheit. Eine Festgabe zur hessischen Landesgewerbe­

ausstellung in Offenbach am Main, gr. 8. IV u. 278 S. Mit einer An­sicht von Offenbach nach Merian aus der Mitte des siebzehnten Jahrhunderts und zwei Handschriften Goethes an Rahel d'Orville, geb. Bernard. Offen­bach, 1880, Selbstverlag. (Steinmetz in Commission).

Das Buch bietet manches Wissens­würdige besonders zur Charakteristik der Beziehungen Goethes zu Offenbach und der im Zusammenhänge damit stehenden Familien Andrs und d'Orville, von Sophie Laroche, Lili und Bettina. Die cultur- geschichtlichen Schilderungen und die Dar­stellung des Entstehens und Wachsens der Offenbacher Industrie sind sehr beachtens­wertst.

Ludwig Steub, Aus Tirol. 8. IV und 308 S. Stuttgart, 1880, Adolf Bonz L Co.

Auch in diesem neuen Bande ge­sammelter Aufsätze bethätigt sich Ludwig Steub von Neuem als einer der feinsten Kenner der deutschen Alpen und als einer ihrer berufensten Schilderer. Die liebenswürdige Erzählcrgabe Steubs, der starke Humor, der sie durchdringt, seine Kunst der Darstellung machen ihn gleichzeitig zu einem unserer besten Schrift­steller, dessen Würdigung auch in Nord­deutschland jetzt erfreulicher Weise immer mehr und mehr Platz greift. Der vor­liegende Band enthält u. A. in elf Ab­schnitten:Aus dem Bisthum Brixcn", Das Land Tirol und die Fremden", Aus der Valsugana",Aus dem Etsch­land",Kleine Geschichten aus Bergen", Adolf Pichler",Im Lesezimmer zu Kufstein",Meran".

Redigirt unter Verantwortlichkeit des Herausgebers.

Druck und Verlag von 5. Schottlaeuder in Breslau.

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