Heft 
(1897) 13
Seite
398
Einzelbild herunterladen

398

Uelicr Land und Weer.

deren Körperkonstitntion den schweren Luftdruck aushielt, der Kies weggeschaufelt wurde, bis man festen Baugrund erreichte. Als die massigen Pfeiler, zwei an den Usern und zwei im Strombett, erst fertig waren, ging der Ober­bau schnell von statten, und im vorigen Jahre konnten die Baufirmen Philipp Holzmann L Co. (Unterbau) und Harkort in Duisburg (Oberbau) ihr Riesenwerk dem Verkehr über­geben. Leider steht es iu künstlerisch-architektonischer Wir­kung trotzdem es nicht die schweren Lasten der Bahnbrücke zu tragen hat hinter dieser zurück. Immerhin aber erfüllt die Brücke ihren Zweck; sie bildet ein festes Band zwischen Elsas; und Baden, und die bei ähnlicher Gelegen­heit gesprochenen Worte des Straßburger Volksdichters Gustav Mühl lassen sich hier wiederholen:

Mer heim es »ff der Bruck gereicht, die Bruderhand;

Hoch Elsaß, Bade hoch! e jed's e brächdis Land!

Unn jed's vun Johr zue Johr soll herrlicher floriere!

Die Bruck, die soll zuglich au zue de Herze sichre!"

Max Lay.

Das Makart-Denkmal in Men.

(Siehe das Titelbild.)

wie den Dichtern Monumente errichtet werden, so oM sollte die Nachwelt auch die bildenden Künstler durch Denkmäler verewigen. Dies war der leitende Gedanke eines bekannten Wiener Malers, als er die Anregung gab, in einen lauschigen Gartenwinkel des Wiener Stadtparks, dieser grünen Oase in der Steinwüste der Großstadt, das schöne Monument des früh verstorbenen Landschafters Schindler zu stellen. Längst erhebt sich im Stadtpark das herrliche Standbild des liederreichen Schubert, und unweit davon wurde am 13. Juni das Denkmal Hans Makarts enthüllt. Der Wiener Tizian, wie man Makart genannt hat, entzückte alle Welt durch die von kaum einem zweiteil modernen Maler erreichte Farbenpracht seiner Bilder, doch Wien dankt ihm noch weit mehr. Er bleibt hier unvergessen als künst­lerischer Schöpfer und Arrangeur des denkwürdigen Fest­zugs anläßlich der silbernen Hochzeit des Herrscherpaares. So hat ihn auch Viktor Tilgner, dessen letztes und nach­gelassenes Werk das Makart-Denkmal ist, aufgefaßt. Im reichen Festzugskostüm, eine Hand auf einen vorlwhmen Renaissancestuhl gestützt, Pinsel und Palette auf kostbarem Teppich zu seinen Füßen, giebt die in anmutigen Linien bewegte Gestalt Makarts neues Zeugnis von dem großen Verlust, den die Wiener Plastik durch den Hingang Tilgners erlitten hat. Nach dem Tode des Meisters wurde das Werk von den Gehilfen seines Ateliers in Laaser Marmor ansgeführt. Wenn diese Knnstbewegung in Wien anhält, so sehen wir im Stadtpark in nicht zu ferner Zeit auch die Denkmäler Hans Canons und Pettenkofers. M. W.

(Lin Nest M Ehren Alb recht Dürers.

Von

Adolf Mofenöerg.

(Zu unsrer Kunstbeilage.)

EMoch viel inehr als im Leben des modernen Menschen, dem alle die hoch ausgebildeten Verkehrsmittel unsrer Zeit zur Verfügung stehen, waren vor drei und vier Jahr­hunderten weite Reisen Lichtblicke im Leben geistig hervor­ragender Individuen. Freilich reiste damals kein Mensch zur bloßeil Unterhaltung oder um die Zeit totzuschlagen. Immer war mit den Reisen ein praktischer Zweck ver­bunden: entweder Stärkung und Erweiterung des Erwerbs oder bei Künstlern und Gelehrten die Absicht, ihr geistiges >

Gut zu mehren. Auch darf man sich insbesondere die Studien­reisen der Künstler des 15. und 16. Jahrhunderts nicht so vorstellen wie die der heutigen, die mit einen: Stipendium oder einem von den Vätern gefüllten Geldbeutel lustig in die Welt hinausfahren und je nach Lamm und Bequemlich­keit ihre Skizzenbücher mit Zeichnungeil ausfüllen, in: schlimmsten Falle einer akademischen Behörde Rechenschaft über ihren Studiensleiß ablegen müssen. Die Künstler des Mittelalters und der Renaissancezeit mußten ihre Studien­reisen machen wie noch jetzt die ehrbaren Handwerksburschen. Sie mußten auf ihren Wanderungen von Stadt zu Stadt bei Meistern ihrer Kunst Arbeit suchen und, wenn sie solche gefunden hatten, so lange arbeiten, bis sie mit ihren Er­sparnissen weiter wandern konnten, immer nach Welschland, der schon damals gepriesenen Heimat und Pflanzstätte aller Künste. Selbst die größten deutschen Künstler des 16. Jahr­hunderts, Albrecht Dürer und Hans Holbein der Jüngere^ mußten sich in dieser Art nach Italien durchschlagen, wobei Holbein nur bis Mailand gekommen zu sein scheint, wäh­rend Dürer wenigstens zweimal bis nach Venedig, vielleicht auch bis nach Bologna vordrang. Diese zweimalige Reise nach Italien, die ihn auch künstlerisch förderte, ohne seine urgermanische Eigenart zu zerstören, erfüllte sein ganzes späteres Leben in Nürnberg mit einem festlichen Glanze. Zwölf Jahre lang zehrte er an den Erinnerungen; aber der karge Erwerb dcs großen Künstlers und die häuslichen Lasten hinderten ihn, noch einmal die Sonne aufzusnchen, in deren Schein er sich trotz der Anfeindungen der neidischen Italiener so unsäglich wohl befunden hatte.

Die äußeren Verhältnisse fügten es jedoch, daß Dürer einen reichen Ersatz durch eine Reise nach den Niederlanden fand, die er im Juli 1520 antrat und die über ein Jahr lang dauerte. Der nächste Anlaß dazu war, dort eine Begegnung mit dem jungen Kaiser Karl V. herbeizuführen,, der ihm die von Kaiser Maximilian gegebenen Privilegien zum Schutze der Nachbildung seiner Kupferstiche und Holz­schnitte bestätigen sollte, daun aber vielleicht auch die Furcht vor der Pest, die damals Nürnberg verheerte und alle^ die es konnten, zu schleuniger Flucht drängte.

Auch dieses Mal war Dürer als sparsamer Hausvater bedacht, die Reisekosten, die sich noch dadurch erhöhten, daß er seine Iran und deren Magd mitnahm, unterwegs durch allerhand Malerarbeiten, namentlich aber durch den Verkauf seiner Kupferstiche und Holzschnitte möglichst zu decken. Durch diese Blätter war aber sein Ruhm in den Niederlanden schon so weit verbreitet, so fest gegründet worden, daß ihm, als er in Antwerpen, der damaligen Metropole des europäischen Handels , und des europäischen Reichtums, eintraf, nicht nur seine engeren Landsleute, sondern auch seine Kunstgenüssen einen glänzenden Empfang bereiteten. Wir erfahren das aus seinen eignen schlichten Aufzeichnungen, die er in einem uns erhaltenen Tagebuch niedergeschrieben hat, das eigentlich nur zur Registrierung seiner täglichen Ausgaben und Einnahmen dienen sollte. Am 2. August 1520 war Dürer in Antwerpen angekommen, und schon drei Tage darauf gaben ihn: die Künstler ein Fest, über das er selbst, ausführlicher als es sonst seine Ge­wohnheit war, berichtet hat.Am Sonntag, es war Sankt Oswaldstag," so erzählt er,luden mich die Maler auf ihre Zunftstube mit meinen: Weibe und meiner Magd>. Sie hatten alles voll Silbergeschirr und andern kostbaren Zierat und überköstliches Essen. Es waren auch ihre Frauen zugegen, und als ich zu Tisch geführt wurde, da stand das Volk zu beiden Seite,:, als führte man einen großen Herrn. Es waren unter ihnen auch Männer von gar treff­licher Persönlichkeit, die sich alle mit tiefer Verneigung ans das allerdemütigste gegen mich benahmen und sagten, sie wollten, so viel wie nur möglich, alles das thun, was sie wüßten, daß mir lieb wäre."