Heft 
(1898) 03
Seite
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In Paris blieb Boecklin nur bis zum August 1848. Die Gel­der, die von der Heimat kommen sollten, trafen nicht ein, und so blieb ihm nichts übrig, als sein Ränzlein zu schnüren.

Er kehrte nach Basel zurück und malte dort ruhig weiter,für sich", ohne Anlehnung an Vor­bilder und Schulen, dafür aber im ewigen Kampf mit Vater und Familie. Nur an einem Bruder, der jetzt noch in Amerika lebt, fand er eine Stütze.

Schließlich wurde ihm die Luft in Basel zu beengend

das Wunderland Italien zog ihn mächtig an. Mit knappem Gelde versehen, das er selbst erworben hatte, wagte er 1850 die Reise nach Rom. Dort fern von allenguten" Ratschlägen und andern Aergernissen

fühlte er sich frei und durfte schaffen, was er wollte. Er fand auch anregenden Verkehr, denn es lebten viele deutsche Künstler in Rom, doch waren es hauptsächlich Kaupert, der Bildhauer, und der viel­versprechende Franz Dreber, die ihn anzogen.

Im Sommer 1852 mußte er in die Heimat zurück, um den Militärdienst zu absolvieren, doch im Winter 1853 finden nur Arnold Boecklin wieder in Nom. Bald darauf heiratete er Angela Pascucci, ein junges Mädchen aus gutem stadtrömischem Geschlecht. Es folgte eine Zeit der Prüfung. Viele Kinder und nur spärlicher Erwerb, dafür aber ein treues eheliches Zusammenhalten man könnte viel davon erzählen.

Bis 1857 hielt sich die Künstlerfamilie in Rom, so gut es ging, über Wasser, dann zog man über die Alpen nach Basel, in der Hoffnung, daß bessere Zeiten eintreten würden. Und es kam auch so.

Im Jahre 1858 gelangte an Boecklin von seiten Wedekinds die Ansforderung, nach Hannover zu kom­men, um einen Saal auszumalen. Wedekind hatte in Rom des Künstlers Atelier besucht und Gefallen an seinen Arbeiten gefunden.

Nach Vollendung des Auftrages siedelte der Künstler noch in demselben Jahre nach München über. Kurz nach seiner Ankunft befiel ihn der Typhus, von dem er sich nur sehr langsam erholte. Ein Glück, daß da- ^ mals König Ludwig II. von Bayern denPan im Schilf" für die königliche Pinakothek erwarb!

Inzwischen war Boecklins Name bekannt geworden, und auf Pilotys Vorschlag erhielt der Künstler 1860 einen Ruf als Professor nach Weimar. Dort wirkte er zwei Jahre, dann zog es ihn wieder nach Italien.

In Rom, wo er sich abermals niederließ, malte er wieder kleinere Bilder, meist Landschaften, aus seiner Phantasie, fand auch Anklang aber in Rom gab es damals keine Knnstmäcene. Er konnte nur wenig verdienen, und dabei wurde die Familie immer größer. 1866 faßte er deshalb den Entschluß, nach Basel zurückzukehren.

Dort schuf Boecklin neben den Wandmalereien im Sarasinschen Gartenhause und denjenigen im Treppen­hause des Museums einige jener Bilder, die sich jetzt in der Schackgalerie zu München befinden. Leider wurden aber auch hier seine Erwartungen nicht

wenig hold, Jakob Burckhardt, der unlängst ver­storbene Kunsthistoriker, an der Spitze. Die Folge

war, daß Arnold Boecklin 1871 nach München über­siedelte, wo er günstigeren Boden zu finden hoffte. Er ge­wann auch an dem Grafen Schack einen Gönner, wenngleich keinen opferfreudigen.

Der Verkehr aber, in den er mit hervorragenden Künst­lern trat, konnte seine Sehnsucht nach Italien nicht Nieder­kämpfen. Er riß sich bald los und wanderte wieder aus, und zwar diesmal nach Florenz, wo er im Herbst 1874 eintraf. Sein Atelier am Lungo il Mngnone Nr. 11, in der sogenannten Casa Swertschkosf, wird gar manchem be­kannt sein.

Mit der Zeit sammelte sich um ihn, durch den immer mehr um sich greifenden Ruf des Meisters angezogen, eine Anzahl junger deutscher Künstler. Es liegt aber nicht in der Art Boecklins, überhaupt nicht in seiner Kunstauffassung, Lehrer sein zu wollen und Unterricht in der Malerei zu geben. VonSchülern" im wahren Sinn des Wortes kann nicht die Rede sein. Er gab manchem guten Rat, forderte stets zur Naturbeobachtung auf, meist aber nur im freundschaftlichen, intimeren Verkehr.

Für den Künstler selbst war diese Zeit äußerst frucht­bar ! Fritz Gurlitt, der bekannte Kunsthändler, war damals ein beinahe zudringlicher Käufer. In seine Hände gingen fast alle Werke des Künstlers, zu allerdings nicht hohen Preisen, über. Dafür ward diesem aber der Vorteil, daß seine Bilder fast überall in Deutschland zur Ausstellung ge­langten und Aufsehen erregten. Die Preise stellten sich höher und höher wohlbemerkt nicht zu Gunsten des Künstlers dadurch wurde aber auch der Name Boecklin allgemein bekannt.

Die wiederholten Aufforderungen, nach Deutschland überznsiedeln, die Anerbietungen vorteilhafter, Ehren und Titel bringender Anstellungen nahm der Künstler nicht an; in materieller Hinsicht gesichert, blieb er da, wohin es ihn stets gezogen, in Italien.

Erst 1885 entschloß sich Arnold Boecklin, wieder nach der Schweiz zurückzukehren, seiner Söhne wegen, die in deutscher Schule aufwachsen sollten. Als Wohnort wählte er Zürich, wo er sich auch ein eignes Atelier baute. Mit Gottfried Keller wurde er eng befreundet. DerPfauen" war das Lokal, in dem man sich zwei- bis dreimal wöchent­lich traf.

Im Jahre 1892 wurde der Künstler von einem Schlag- ansall betroffen, von dem er sich jedoch nach kurzer Zeit wieder erholte. Ein wärmeres, gleichmäßiges Klima und vor allem Ruhe waren aber geboten.

In San Terenzo' am Golf von Spezia fand er beides. Nach dreivierteljührigem Aufenthalt an diesem schönen Meer­busen siedelte er wieder nach Florenz über. Seit 1895 besitzt er eine Villa an seinem Lieblingshügel Fiesole, wo er in alter Schaffensfreudigkeit arbeitet.

1898 (Bd. 79).