Pastorensohnes aus Döberitz, der dann der mächtigste Beamte Preußens wurde, hatte doch Fontane in den „Wanderungen" schon gezeigt. 10 Der Antwortbrief aus Pfaffendorf, den wir nicht kennen, scheint Fontanes Zweifel ganz zerstreut zu haben; denn die „Osterfahrt" geht auf die Frage, ob es sich denn bei dem Dargestellten wirklich um Minister Woellner handelt, gar nicht ein.
Leider sind von den vier von Fontane beschriebenen Porträts nur zwei (erbärmlich schlecht) erhalten: das des jungen Hauslehrers oder Domänenrats, der mit dem Mikroskop beschäftigt ist (ein „in der Tat schöner abbe- hafter Mann ... anziehend bis zum Verführerischen"), und das der Witwe des Generals Itzenplitz auf Groß-Behnitz, bei der der spätere Minister (den Friedrich II. einen „betriegerischen und Intriganten Pfafen" genannt hatte) Hauslehrer, Pastor, Gutsverwalter, Schwiegersohn — und Geliebter 11 gewesen war. Fontane fand die beiden Woellner-Bilder „gut ... in einzelnen Partien sogar vortrefflich gemalt", die Frauen-Porträts aber „nur Durchschnitt". Mir scheinen die beiden noch vorhandenen Bilder gleich vortrefflich und auch von gleicher Hand gemalt zu sein. „Von welcher Hand, würde sich durch Kunstverständige leicht feststellen lassen", schrieb Fontane vor 106 Jahren.
Zu wünschen wäre, die Kunstverständigen von heute versuchten es. Vielleicht könnten sie meine Vermutung bestätigen, die auf Christian Bernhard Rode (1725—1797) zielt. Die Bilder befinden sich heute im Biologischen Heimatmuseum Beeskow. Während des Druckes dieser Zeilen kam die erfreuliche Nachricht, daß das Bildnis Woellners jetzt restauriert wird.
Berlin, 12. April 81. Potsd. Str. 134.C.
Hochgeehrter Herr.
Am vorigen Freitag war ich um den großen Schermützel herum und kam auch nach Groß-Rietz, wo ich dann nicht versäumte, die beiden Woellner-Bilder in Augenschein zu nehmen, über die Sie vor fast 6 Jahren schon die Freundlichkeit hatten an mich zu schreiben.
Ich möchte nun in einem alles nur touristenhaft berührenden Beeskow-Stor- kow-Kapitel auch Groß-Rietz und seiner Bilder Erwähnung thun, bin aber doch nicht sicher, ob es die Woellner-Bilder sind. Bei meinen länger als 20 Jahren eingesammelten Erfahrungen weiß ich nur leider zu gut, wie wenig zuverlässig Dorftraditionen sind und so geht denn meine ergebenste Anfrage dahin, ob Ihnen bei Namengebung der Bilder gute Quellen: Aktenstücke, Familienpapiere, Briefe zur Verfügung standen? Ist dies der Fall, so füg’ ich meiner Frage noch die zweite hinzu: wie sich's mit den beiden Frauen-Portraits verhält? Sie gehören offenbar zu dem schwarzen Herrn mit dem Mikroskop in der Hand hinzu, denn Rahmen und Größe sind dieselben, wenn auch nicht Werth und Alter. Ist es Woellner, so darf man wohl annehmen, daß es Frau v. Itzenplitz u. Tochter ist.
In vorzügl. Ergebenheit
Th. Fontane
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