hergestellt. Offensichtlich hat man von dem Manuskript zuerst den Satz für „Daheim" und dann den für die Hertz'sche Ausgabe angefertigt. Fontanes Nachricht an Hertz vom 15. September, „daß die nächste Nummer des .Daheim' die beiden Schlufjkapitel des Romanes bringen" werde und daß er „alle Fahnen .. . durchcorrigirt" habe 95 , legt die Vermutung nahe, die Autorkorrekturen seien nicht nur für den Vorabdruck, sondern auch für die Buchausgabe bestimmt gewesen. Ob diese Hypothese zutrifft, läßt sich freilich nur auf Grund einer durchgehenden Kollationierung beider Drucke feststellen.
Als Fontane Anfang August 1890 Wilhelm Hertz das Manuskript von „Quitt" ankündigte, fügte er hinzu, es handle sich dabei um „gute Fahnen", die er von der „Gartenlaube" bekommen habe 96 . Diese Bemerkung muh den im höchsten Mähe irritieren, der weih, daß der Vorabdruck in dem bekannten Familienblatt in einer total verstümmelten Version, wenngleich mit Fontanes generellem Einverständnis, erschienen ist. Unwahrscheinlich ist es, dah Fontane die „Gartenlauben"-Fahnen nach einer Handschrift korrigiert hat; denn es wäre ganz gewiß weniger aufwendig und für die Setzer der Buchausgabe hilfreicher gewesen, eine neue durchgehend handschriftliche Satzvorlage anfertigen zu lassen, falls das den unverstümmelten Text enthaltende Original keine Reinschrift war. Doch Fontane hat ja keine Handschrift, sondern „Gartenlauben"- Fahnen als Vorlage für die Buchausgabe geliefert. Zur Auflösung des Rätsels ist eine — wenigstens partielle — Rekapitulation der Entstehungsgeschichte des Romans erforderlich.
„Quitt" war von Anfang an für die „Gartenlaube" bestimmt 97 , und schon drei Jahre vor Beginn der Fortsetzungsveröffentlichung hatte Fontane an Adolf Kröner, den Eigentümer des Blattes, geschrieben: „Kürzungen, Änderungen, Einschränkungen der französischen Brocken, Wegfall der letzten Kapitel, an nichts nehme ich Anstoß. . . Alles leuchtet mir mit seiner Berechtigung so sehr ein oder ist mir, wo ich anders darüber denke (wie die Schlufjkapitel und das Französische) doch so begreiflich, daß mir ein Feilschen über alle diese Punkte, die doch schließlich nicht das Leben der Sache treffen, nur kleinlich Vorkommen würde." 98 Der Brief erweckt den Eindruck, daß Kröner die Arbeit gekannt hat, die damals freilich erst im Entwurfsstadium vorlag. Tatsächlich findet sich in einer fragmentarisch überlieferten handschriftlichen Rohfassung am Ende des 22. Kapitels (dort: Teil 2, Kapitel 6) neben dem halb französisch geführten Gespräch zwischen Lehnert Menz und Camille L’Hermite eine Bleistiftnotiz von fremder Hand: „Ließen sich diese Antworten nicht in deutscher Sprache geben, da ja das Übrige, was L'Hermite sagt, auch deutsch gegeben wird? Die Gartenlaube] hat sicher über 100 000 Leser, welche nicht französisch verstehen." 99 Ganz offensichtlich war es Adolf Kröner, der diese Fassung in der Hand gehabt hat.
Am 11. November 1889, einem Montag, teilte Fontane Georg Friedlaender mit, er habe „in der vorigen Woche schon die Korrektur in Händen gehabt"; leider werde ihm „die Geschichte sehr gekürzt und hier und da auch wohl verunstaltet werden". 100 Vier Tage später schrieb der Autor an die Redaktion der „Gartenlaube": „Ergebensten Dank für den Roman in seiner Urform, wie für die freundlichen Zeilen, womit Sie die Fahnensendung begleitet haben. / Was die vorzunehmenden Kürzungen und Änderungen angeht, so wiederhole ich meine ganz ergebenste Bitte, frei schalten zu wollen, ohne mir die Sache noch
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