'mal vorzulegen.'' Und mit Bezug auf die obenerwähnte Stelle am Schluß des 22. Kapitels heißt es: „Außerdem, wenn's sein kann, räumen Sie unter den französischen Brocken nicht zu sehr auf. Vieles wird ohnehin fallen und nimmt dann die Brocken mit in den Orkus; an ein paar Stellen sind sie aber doch von Wichtigkeit, so da Wo L'Hermite, auf Lehnerts Fragen, in zwei, drei französ. Worten immer knapp die Antwort giebt. Wird das übersetzt, so ist der Effekt weg." 101 Aus diesen beiden Briefen geht hervor, daß Fontane damit rechnet, die Redaktion werde seinen Roman kürzen und verunstalten, nachdem sie ihm die Korrekturfahnen geschickt hat; ja er äußerte eine Woche nach dem Eintreffen dieser Fahnen, ohne sich auf sie zu beziehen, noch einzelne Wünsche, ließ aber im ganzen der Redaktion freie Hand und verzichtete sogar ausdrücklich darauf, die bearbeitete Fassung vor dem Druck zur Kenntnis zu nehmen. Die: Fahnen, die Fontane Anfang November von der „Gartenlaube" erhalten hat, können unmöglich mit dem' Vorabdruck identisch sein. Ganz offenkundig hat man zunächst das vom Autor gelieferte Manuskript unverändert setzen zu lassen und erst später die Bearbeitung vorgenommen. Der „Roman in seiner Urform" wäre demnach wohl mit der „Fahnensendung" identisch. (Fontane scheint übrigens die „Gartenlauben"-Fassung des „Quitt"- Romans im einzelnen gar nicht gekannt zu haben. 102 ) Irritierend freilich ist, daß er sich am 28. Juli 1890, diesmal bei Adolf Kröner selbst, für „das Manuskript von ,Quitt'" bedankte, das dessen „gütige Weisung" an ihn hatte gelangen lassen. 103 Wenn wir davon ausgehen, daß es sich bei den am 15. November
1889 bestätigten Fahnen um den (nie ausgedruckten) Satz nach der von Emilie Fontane geschriebenen, von Theodor Fontane korrigierten Vorlage handelt — um einen Abzug, um den der Autor möglicherweise schon im Hinblick auf die Buchausgabe gebeten hatte —, dann kann das im Brief vom 28. Juli
1890 erwähnte Manuskript eigentlich nur diese Vorlage sein. Denn daß womöglich die Entwurfsfassung gemeint war, die Kröner 1886 gelesen hatte, ist insofern unwahrscheinlich, als Fontane diese ja für die „Korrektur", d. h. die gründliche Überarbeitung benötigte, die er von Juli 1888 bis April 1889 vornahm, und für die anschließende Abschrift von der Hand seiner Frau. — Obwohl ich überzeugt bin, daß es einen kompletten Fahnenabzug der (nur in Bruchstücken überlieferten) Endstufe der Handschrift gegeben hat, bedarf die Hypothese und bedürfen vor allem die Interpretationen der Briefstellen det Überprüfung, entweder mittels Kollationierung der in dieser Handschrift (wieder) vorhandenen Kapitel mit Vorabdruck und Buchausgabe oder anhand neu auftauchender Schreiben Kröners oder der „Gartenlauben"-Redaktion an Fontane.
Daß Zeitschriftenredaktionen sich im vorigen Jahrhundert nicht scheuten, einen fertigen Satz noch einmal stark korrigieren zu lassen, und dabei einen hohen Anteil Neusatz in Kauf nahmen, zeigt auch die Druckgeschichte anderer Werke Fontanes. So schrieb dieser am 21. März 1880 an Gustav Karpeles, den Redakteur von „Westermanns Monatsheften", im Zusammenhang mit der Vorbereitung des Vorabdrucks von „Ellernklipp": „Die Novelle ist etwa vier Bogen lang, eher ein paar Seiten weniger. Ich erbitte dafür . .. vierhundert Taler. Empfange auch den Abzug des Ganzen, in welcher Gestalt ich es später ... als Buch herausgebe. Macht das Arrangement der Nummer Kürzungen nötig, so laß ich sie mir bis zur Reduzierung auf drei und einen halben Bogen gefal-
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