Heft 
(2020) 109
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Editorial Editorial 5 Liebe Leserinnen und Leser, als wir am Ende des vergangenen Jahres begannen, dieses Heft der Fontane Blätter zu planen, war uns nicht bewusst, dass dieses Heft auch eines der sehr aktuellen Sehnsüchte und Herausforderungen werden würde: ein Heft des Reisens in nahe und ferne Landschaften; ein Heft der Fern-Kommuni­kation, des Briefes; und ein Heft, in dem die Erinnerung an das zurücklie­gende Fontane-Jahr und damit auch an all die fröhlichen Begegnungen, Versammlungen, Feste, die dieses Jahr mit sich brachte wach ist. In eben dieses Fontane-Jahr fällt der Fund, von dem Tilli Charlotte Reinhardt berichtet: ein Antwortbrief Fontanes auf eine Anfrage, die ihn zwar fälschlicherweise erreichte, der aber gerade deshalb ebenso blitzhaft wie erhellend Einblicke gibt in die weite Familiengeschichte der Fontanes ein Brief zudem, der uns nicht zuletzt für einen(tragischen) Moment auf einen Dampfer im Atlantischen Ozean versetzt. Ins Weite blickt auch Chris­toph Wegmann, der all die Landschafts- und Fensterbilder in Fontanes Romanwelten betrachtet, um an ihnen die Bildwerdung der Wirklichkeit und damit eine zentrale Erzähltechnik des Autors anschaulich werden zu lassen. Ebenfalls ins Freie, nun jedoch in den Garten, führt der Aufsatz von Oliver Sill, der die vielerforschte Gartenszene, mit der Effi Briest so idyl­lisch eröffnet, unter anderem zu dem wohl bedeutendsten Gartenkunst­Roman der deutschen Literatur, Goethes Die Wahlverwandtschaften, in sprechende Beziehung setzt. Mit dem Beitrag von James N. Bade beginnt eine Reise ins(ehemalige) Berliner Umland: Dem Sintflut-Gemälde von ­Sophie von Poggenpuhl nachspürend, blickt Bade auf Stralau und seine Rolle in Fontanes Romanen. Folgt man von Stralau der Spree flussaufwärts bis in die Dahme, erreicht man nach einiger Zeit Zeuthen und damit auch Hankels Ablage, berühmt durch Fontanes Roman Irrungen, Wirrungen. Seine langjährigen Studien über Fontanes Verbindungen zu diesem Ort