Heft 
(2020) 110
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Editorial Editorial 5 Liebe Leserinnen und Leser, für dieses Heft der Fontane Blätter haben sich unsere Beiträgerinnen und Beiträger in die Archive begeben und dort allerlei Erstaunliches erkunden können: von bisher unbekannten Listen, die von den frühen Beständen des Theodor-Fontane-Archivs berichten, über Dokumente aus dem Geheimen Staatsarchiv in Berlin, die von Fontanes Zeit im Literarischen Kabinett zeu­gen, bis hin zum Kirchenbuch der Berliner Französischen Gemeinde. Unser Wissen über Fontane, sein Werk und beider Überlieferung ist davon erzäh­len diese und weitere Erkundungen noch immer in Bewegung. Wir ermun­tern besonders die jüngere Generation, die vielleicht vermutet, dass Fontane ›ausgeforscht‹ ist, sich hier ermutigen zu lassen. Es gibt noch viel zu entde­cken und einiges sogar aufzudecken oder doch aufzuklären. Neue Erkenntnisse über die Bestandsgeschichte des Fontane-Archivs und damit über die verwickelten Provenienzen des Fontane-Nachlasses präsentiert der erste Beitrag unseres Heftes. Zwei besondere Neuzugänge des Fontane-Archivs, bei denen es sich um alte, seit 1945 verschollene Be­kannte handelt, stellt Ihnen daran anschließend Klaus-Peter Möller vor. ­Rudolf Muhs nimmt in seinem Beitrag, gestützt auf zahlreiche Akten, noch einmal Fontanes Einbindung in die preußische Pressepolitik der Ära Man­teuffel vor und kommt zu erstaunlichen Neubewertungen. Dieser Pfad ist noch lange nicht an sein Ziel gelangt, eine große Studie, die dieses Kapitel in Fontanes Schreibleben dokumentiert, steht nach wie vor aus. In den Pressearchiven war Mark Jantzen für seinen Beitrag unterwegs, der Einbli­cke in die amerikanische Rezeption des Quitt-Romans präsentiert. Wenig bekannt, fast möchte man vermuten weitgehend unbekannt ist si­cher auch Fontanes Übersetzung des Romans The Moneylender der briti­schen Autorin Catherine Grace Frances Gore. Thomas Brechenmacher hat diese Übersetzung einer genaueren Untersuchung unterzogen und disku­tiert sie insbesondere im Hinblick auf Fontanes Stellung zum Judentum. Einmal mehr erweist sich, dass dieses Problemfeld die schärfsten Konturen