Dokumente zur Bestandsgeschichte 11 Untergebracht war das Archiv zunächst im Landeshaus in Berlin, Matthäikirchstraße 3. Erst 1939 wurde es zusammen mit der Landesbücherei und anderen Kulturinstitutionen nach Potsdam in ein Gebäude der ehemaligen Brandenburgischen Landesanstalt an der Alten Zauche(heute HeinrichMann-Allee) verlegt. Dort hatte das Archiv die Adresse Alte Zauche 67. Wegen der zunehmenden Luftangriffe wurden die wertvollen Sammlungen des Schrifttumsarchivs 1943 in den Kellerräumen dieses Gebäudes untergebracht. Am 7. Mai 1943 wurde der Transport von 3 bis 4 Panzerschränken in den Kellergang erbeten, die dort der»luftschutzmäßigen Aufbewahrung von wertvollem Schriftgut der Brandenburgischen Landesbücherei« 14 dienen sollten. Diese Panzerschränke enthielten u. a. das Fontane-Archiv. Über zunehmende Schwierigkeiten liest man in den Berichten über den Dienstbetrieb in den Monaten des ›totalen Krieges‹. Wolldecken werden ausgegeben und wieder eingezogen. Die Dienststunden werden wegen der ständigen Fliegeralarme reduziert. Von Beerdigungen ist die Rede, von Lebensmittelkarten, Festlegungen zur Papiereinsparung, von räumlichen Einschränkungen, von Notwohnungen für ausgebombte Mitarbeiter und deren Familien. 1944 steht nur noch ein Büro-Raum für die Landesbücherei zur Verfügung, in dem drei Mitarbeiter untergebracht waren, darunter Jutta Fürstenau, die für das Schrifttumsarchiv zuständig war. Schließlich erfolgte am 7. März 1945 die Anweisung, dass alle beheizbaren Räume, die mit Kulturgut belegt waren, für die Flüchtlinge aus dem Osten geräumt werden sollten. Da waren die wertvollen Materialien längst ausgelagert. Auch für die wertvollen Sammlungen der Kulturabteilung des Landes Brandenburg wurde ab 1944 ein sicherer Auslagerungsort gesucht. Der Leiter des Archivs Hermann Fricke empfahl zwar, die Archivalien in den Kellerräumen in der Alten Zauche zu belassen. Schließlich wurde die Auslagerung aber angewiesen. Am 26. April 1944 wurden die wertvollsten Materialien des Schrifttumsarchivs und der Landesbücherei, aber auch Fotografien der Kunstdenkmäler des Landes und andere Kulturgüter auf das Provinzialgut Rotes Luch bei Müncheberg östlich von Berlin transportiert. Eine mehrseitige Liste hat sich in den Unterlagen 15 erhalten, die diesen verhängnisvollen Transport beschreibt. Auf drei maschinenschriftlichen Seiten sind die Sammlungen der Brandenburgischen Landesbücherei und des Schrifttumsarchivs aufgelistet, die 1944 verlagert wurden. Die Bücher der Landesbibliothek und des Fontane-Archivs waren in 9 Kisten verpackt, die Handschriften wurden offenbar in den beiden Stahlschränken verlagert, in denen sie untergebracht waren. Die beiden Seiten, auf denen die Sammlungen des Schrifttumsarchivs und der Landesbücherei verzeichnet sind, werden hier erstmals publiziert. Es handelt sich um das letzte übersichtsartige Inventar, das vom Fontane-Archiv vor den Kriegsverlusten existiert. Sogar die Kranzschleifen vom Grab Fontanes, die später in den Berichten von Luise Röbel eine Rolle spielten, finden sich in diesem Verzeichnis wieder.
Heft
(2020) 110
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