Heft 
(2020) 110
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26 Fontane Blätter 110 Unveröffentlichtes und wenig Bekanntes Bardey jetzt in den Lagerbeständen des Berliner Antiquariats Carl Wegner, dessen Inhaber Mathias Proksch es an das Fontane-Archiv zurückgegeben hat. Auf welchem Weg es in das Antiquariat gelangt ist, ließ sich nicht er­mitteln. Äußerlich verrät der Band nichts Spektakuläres. Es handelt sich um ei­nen schlichten privaten Halbleinenband, dessen Buchdeckel mit marmorier­tem Papier bezogen sind. Der Buchrücken ist ein wenig angeschmutzt, die Deckel haben sich etwas nach außen gebogen, sonst ist der Band intakt. Der vordere Umschlag der Broschüre wurde mit eingebunden. Auf der Titelseite steht unter dem Namen des Verfassers mit Bleistift die Notiz:»Mit eigenen Randbemerkungen Fontane´s.«. Diese mit einer sehr kleinen Handschrift eingetragene Bemerkung scheint von einem Vorbesitzer zu stammen, im hinteren Buchdeckel findet sich von derselben Hand die Angabe»(1819– 1898) Neuruppin Berlin«. Offensichtlich ist das Exemplar durch mehrere Hände gegangen. Ein Antiquar hat im hinteren Buchdeckel die Feststellung wiederholt:»mit eigh. Randebemerk.[sic] Fontanes!« Die verschiedenen Preisvorstellungen, die die Händler entwickelten, sind ausradiert, teilweise aber noch gut zu erkennen. Sie sagen nichts über den Wert des Bandes für die Forschung. Ernst Georg Bardey, geb. 1855 in Liepe bei Dömitz, war ab 1882 Lehrer am Realgymnasium in Nauen. 1884 promovierte er in Rostock mit einer Ar­beit zur römischen Verfassungsgeschichte. 3 Er veröffentlichte ein Politisches Taschenbüchlein, 4 in dem die Grundbegriffe des Gesellschaftswissens er­klärt sind, und einen Leitfaden für den staatsbürgerlichen Unterricht auf hö­heren Schulen. 5 Außer der hier beschriebenen Broschüre über Friesack ver­fasste er eine Geschichte von Nauen und Osthavelland, 6 die 1892 in Rathenow erschien. Sein Buch über Friesack erschien im Selbstverlag in Nauen. Sein Interesse für Regionalhistorie war es, das Fontane zu Bardeys Schrift greifen ließ. Zwar hatte er sich in seinen Wanderungen und in dem Band Fünf Schlösser bereits ausführlich mit Friesack und den Quitzows be­fasst. Vieles von dem, was Bardey in seiner Darstellung zusammengetragen hatte, war ihm vertraut. Aber für sein Buch über die Bredows, seine»ge­träumte Lieblingsarbeit«, 7 die Fontane über Jahrzehnte verfolgt und immer wieder aufgeschoben hatte, lieferte Bardey wertvolles Material. Auf zwei dicke Bände veranschlagte Fontane sein Bredow-Projekt, wie er Georg Fried­laender in seinem Brief vom 14. September 1889 mitteilte. Immer wie­der holte er die Mappen hervor. Im September 1898, nachdem die Arbeit am Stechlin-Roman abgeschlossen war, wandte sich Fontane dem Bredow-Stoff noch einmal zu. Am 12. September 1898 bat er Albert Poppe, den Vorsitzen­den des Berliner Touristenklubs, um Rat und Hilfe:»Mit beinah 79 zu meinen alten Göttern zurückkehrend, liege ich nun mit einem Buch im Anschlag, das den Titel führen soll: ›Das Ländchen Friesack und die Bredows.« 8 Für dieses Buchprojekt suchte Fontane nach Literatur und Personen, die Aus-