Heft 
(2020) 110
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Ernst Georg Bardey und Carl Blechen  Möller 27 kunft zu geben vermochten:»Gibt es in der Stadt Friesack oder auf einem der in der Nähe gelegenen Dörfer einen Geistlichen oder Lehrer oder wildge­wordenen Forst- oder Steuer-Assistenten, der sich mit solchen Dingen be­schäftigt und einem Anekdoten und Schnurren, Legenden und Lügen erzäh­len kann. Letztere ganz besonders willkommen, weil sie meist das interessan­teste sind.« 9 Und bei Ferdinand Meyer fragte Fontane an, ob es wohl Bücher gebe»nicht lederne, sondern leidlich lebendige«, 10 die darüber berichten. Vielleicht haben Poppe oder Meyer Fontane auf Bardey hingewiesen? Dessen 1894 erschienenes Buch über das Ländchen Friesack hat Fontane jedenfalls mit genau diesem Interesse an anekdotischem Material über die Bredows studiert, mit dem Blaustift in der Hand, alles markierend, was er bemerkenswert fand. Den gesamten ersten Teil der Schrift Bardeys, die Aus­führungen über die Stadt Friesack, überging Fontane bei seiner Lektüre. Im zweiten Teil dagegen, in dem die übrigen Ortschaften der Herrschaft Frie­sack beschrieben sind, finden sich zahlreiche Anstreichungen und Randbe­merkungen. Im Kapitel Briesen markierte Fontane den Anfang»Von hier an« 11 und das Ende»Bis hier« 12 des bewegenden Berichts von Adalbert von Bredow über den Todesritt bei Mars-la-Tour. Im Abschnitt über Görne kennzeichnete er die kurze Passage über die Erhebung Friedrich Ludwig Wilhelms von Bredow in den preußischen Gra­fenstand 13 und den Bericht des Pastors Finger von 1832 aus der Turmknopf­urkunde. 14 Im Kapitel über Klessen markierte Fontane die Inschrift der Eisentafel an der Kirche:»Jahrhunderte auf Stein, Ewig auf Gott.« Am Rand notierte er: »Hübsch«. 15 Dass auf der Gedenktafel für die Befreiungskriege unter den 24 verzeichneten Namen nicht weniger als 6 Grafen v. Bredow waren, fand Fon­tane ebenfalls bemerkenswert. Im Kapitel über Kriele markierte er das Zitat aus dem Kirchenbuch über den verheerenden Brand des Gutes vom 19. August 1781, der durch einen Blitzschlag ausgelöst worden war. Nur einem Sturzregen sei es zu verdan­ken, dass das Dorf gerettet wurde. 16 Im Kapitel über Liepe markierte Fontane die Beschreibungen der Erin­nerungsstücke im Kirchenschiff, Wappentafeln, Grabinschriften sowie eine Notiz aus dem Kirchenrechnungsbuch aus der Zeit des Siebenjährigen ­Krieges darüber, dass der Prediger an der Unleserlichkeit der Eintragungen unschuldig sei, denn die»Kriegstroublen« haben es mit sich gebracht, dass der Kirchenkasten mitsamt dem Kirchenbuch»in die Mistpfütze« versenkt ­worden sei, um sie vor Plünderung zu bewahren. Das Buch und alle darin befindlichen Zettel wurden zwar später auf dem Ofen wieder getrocknet, aber die Dokumente sahen hinterher entsprechend aus. 17 Im Kapitel Senzke schrieb Fontane ein Fragezeichen an den Rand der Mitteilung aus dem Kirchenbuch darüber, dass Kaspar Friedrich v. Bredow