Heft 
(2020) 110
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30 Fontane Blätter 110 Unveröffentlichtes und wenig Bekanntes 17 Kinder hatte, 16 Söhne und eine Tochter. Die Angaben über die Erbfolge des Gutes fand Fontane wichtig. Auch den Hinweis auf die Grabtafel von Georg von Waldersee strich er an, 18 genau wie die kuriose Beschreibung der Altarbilder aus der Zeit des Großen Kurfürsten: Jesus steckt Judas den Bis­sen geradewegs in den Mund, die Kamele sehen aus, als hätten sie Straußen­köpfe, und es gibt sogar ein Gemälde von Sodom und Gomorra mit Lot und seinen Töchtern. 19 Auf der folgenden Seite findet sich der Hinweis, dass um 1800 ein Prediger Struensee in Senzke gelebt habe, ein Verwandter des dä­nischen Ministers. Das strich Fontane an. Auch Berichte über die Lage der Bauern markierte er mit Blaustift. Im Kapitel Vietznitz fand Fontane den Bericht über einen Berg bemer­kenswert, der nach dem General v. Schöning den Namen Schöningsstücken­berg erhalten haben soll. Besonders ergiebig war für Fontane das Kapitel Wagenitz. Mit drei Blau­strichen markierte er die Mitteilung, dass der 1845 verstorbene Karl Ludwig Friedrich Wilhelm von Bredow ein Museum eingerichtet habe. 20 Den Bericht über den Anfang der Herrschaft derer von Bredow auf Wagenitz markierte Fontane zunächst mit einfachem, dann mit doppeltem Blaustiftstrich. An den Rand schrieb er:»Hiermit beginnt es.« 21 Auch die ausführliche Beschrei­bung des 1667 gemalten Familienbildes von Hans Christoph von Bredow, der als 11jähriger nach einem Massaker der Schweden der einzige Überle­bende der Familie war und der Stammvater aller Bredows im Ländchen Friesack sowie auf Stechow, Lochow, Damm, Zapel, Laslich und Mankmuß wurde, strich Fontane an. Am Rand notierte er:»Wichtig. Hauptsache.« 22 Den Bericht über den Tod von Wilhelm Friedrich August Albrecht v. ­Bredow, der am 14. Oktober 1813 bei Leipzig fiel, als er den König Murat von Neapel verfolgte, fand Fontane»gut«. 23 Am 10. September 1889 hatte Fontane Paul Schlenther geschrieben,»an der Bredowerei hängt das bißchen Zukunft, das ich noch habe. Mit dieser großen Arbeit will ich abschließen«. 24 Und er schloss wirklich mit ihr ab, wenn er auch nicht damit fertigwerden konnte. Über 700 Seiten umfasste die Materialsammlung, die sich in seinem Nachlass fand. 25 Jutta Fürstenau hat das Konvolut nicht nur detailliert in dem von ihr erarbeiteten Verzeich­nis der Bestände des Theodor-Fontane-Archivs beschrieben, sondern auch in einem Aufsatz darüber berichtet. 26 Fast sämtliche Materialien dieses Kon­voluts sind seit 1945 verschollen. 27 Glücklicher Weise existiert eine maschi­nenschriftliche Abschrift, die offenbar in den 1930er Jahren von Friedrich Fontane veranlasst worden ist und von der sich Durchschläge im Besitz des Fontane-Archivs 28 und des von Bredowschen Familienverbandes befinden. Nach diesen Abschriften wurde das Fragment von Gotthard Erler im Band 7 der Wanderungen durch die Mark Brandenburg in der Großen Branden­burger Ausgabe veröffentlicht. Der Band trägt den Titel Das Ländchen Frie­sack und die Bredows.