10 Fontane Blätter 111 Unveröffentlichtes und wenig Bekanntes Theodor Fontane in der zeitgenössischen österreichischen Presse. 2. Von einem namenlosen Korrespondenten über Hieronymus Lorm zu Jakob Wassermann Wolfgang Rasch In Heft 106(2018) der Fontane Blätter brachten wir mehrere unbekannte Rezensionen aus der Feder Karl von Thalers, der als früher ›Herold Fonta­nes‹ in Österreich gelten kann. Gleichzeitig wurde das Internet-Zeitungs­portal ANNO der Wiener Nationalbibliothek vorgestellt, das seit 2003 mit der Retrodigitalisierung vor allem von österreichischen Tages- und Wo­chenblättern die Möglichkeit bietet, gezielt nach Zeitungsartikeln, Presse­meldungen, Rezensionen von oder über Fontane zu suchen. Infolge der seit 2017 fortgesetzten bibliographischen Arbeit konnte eine Reihe bislang un­bekannter Artikel über Fontane entdeckt werden. Die von ANNO in so gro­ßer Zahl fortlaufend 1 zur Verfügung gestellten digitalisierten Zeitungsnum­mern machen es möglich, ein vergleichsweise präzises Bild der Rezeption Fontanes im österreichischen Kaiserreich zu gewinnen. Aus der Anzahl von Neuentdeckungen werden abschließend drei Beiträ­ge aus drei Jahrzehnten ausgewählt, die jeweils ein ganz spezifisches Licht auf die über viele Jahre eher spärliche Rezeption Fontanes in Österreich werfen: Eine Rezension, ein kritisches Feuilleton und ein Nachruf. I. Am 19. April 1866, werbewirksam zum ›Tag von Düppel‹, wurde Fontanes erstes Kriegsbuch Der Schleswig-Holsteinsche Krieg im Jahre 1864 ausgelie­fert. Rezensionen erschienen zuerst in der Berliner bzw. preußischen Pres­se. 2 Die Geschichte dieses Krieges war auch für das österreichische Publi­kum von Interesse. Denn Preußen hatte gemeinsam mit Österreich 1864 den Krieg gegen Dänemark geführt, Dänemark die Herzogtümer Schleswig und Holstein an die beiden Kriegsalliierten verloren. Österreich verwaltete fort­an Holstein, Preußen Schleswig. Fast vier Wochen nach Erscheinen des Buches zogen zwei österreichi­sche Presseorgane, zufälligerweise am selben Tag, mit Rezensionen nach: