56 Fontane Blätter 111 Dossier: Fontanes Der Krieg gegen Frankreich Auch die andere Einbandvariante, in welcher die Königliche Hofbuchhandlung Mittler& Sohn dieses Generalstabswerk zum deutsch-französischen Krieg angeboten hat, präsentiert(auf einem Hintergrundmuster aus blindgeprägten Karo-Vignetten mit dem Reichsadler) in einer goldgeprägten großen zentralen Kartusche in Kreisform das Eiserne Kreuz, in welches auch hier die Kaiserkrone, ein W und 1870 eingeschrieben sind. 48 Überhaupt fällt bei der Betrachtung von Verlagseinbänden von zeitgenössischen Büchern zum deutsch-französischen Krieg auf, daß bei der graphischen Gestaltung der Vorderdecke diese spezifisch preußische Kriegsauszeichnung immer wieder eine dominierende Rolle spielt, 49 während die Decker’schen Verlagseinbände zu Der Krieg gegen Frankreich von Theodor Fontane in dieser Beziehung erstaunlich zurückhaltend sind. War dieses»Symbol« preußischen Heldentums inzwischen schon zu inflationär verwendet worden? Oder hat das andere Gründe? Da Theodor Fontane sich zur Einbandgestaltung seiner Kriegsbücher niemals konkret geäußert hat, wissen wir nicht, ob er nicht vielleicht sogar dankbar für diese Zurückhaltung war. Denn in seinem erzählerischen Werk spielt das Eiserne Kreuz eine durchaus ambivalente Rolle, bis hin zu der süffisanten Bemerkung des alten Stechlin: 50 »Wer Tante Adelheid geheiratet hätte, hätte sich die Tapferkeitsmedaille verdient, und wenn ich schändlich sein wollte, so sagte ich das Eiserne Kreuz.« Eine tatsächlich tragische, ja unheilvolle Rolle spielt»das Kreuz« in Fontanes Roman Quitt, wo es wesentlich dazu beiträgt, die glimmende Feindschaft zwischen dem Stellmacher und Wilddieb Lehnert Menz und dem Förster Opitz so am Leben zu erhalten, daß es keinen Frieden geben kann. Die Freunde Lehnerts wissen von der»Geschichte mit dem Kreuz. Opitz hat ihm das Kreuz gestohlen. Eine ganz verdammte Geschichte …«. 51 Auch der Ermahnung des alten Pastors Siebenhaar kann es nicht gelingen, daß Lehnert »zu Kreuze kriecht.« 52 Das Blutvergießen ist nicht aufzuhalten. V. Der Krieg gegen Frankreich 1870–1871. – Berlin: Decker 1873 bis 1876 Einbandgeschichtlich zeigt sich bei Der Krieg gegen Frankreich dasselbe Phänomen wie bei Der deutsche Krieg: Da die Einzelbände in einem größeren zeitlichen Abstand publiziert worden sind, vom März 1873(erster Halbband des ersten Bandes) bis September 1876(zweiter Halbband des zweiten Bandes), wurden sie zunächst in Interimsumschlägen verkauft und die vom Verlag separat angebotenen Einbanddecken konnten, nachdem alle Bände vorlagen, eigens nachbestellt werden. Angebote im Antiquariatsbuchhandel zeigen allerdings, daß auch bei diesem Titel viele Besitzer oder öffentliche und wissenschaftliche Bibliotheken wiederum den Privateinband –
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(2021) 111
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