Heft 
(2021) 111
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62 Fontane Blätter 111 Dossier: Fontanes Der Krieg gegen Frankreich Halbfranzband. 24,0 x 17,0 x 7,0 cm. Das Leder des Rückens und der Ecken ist schwarzsienafarben, der Kalikobezug der Deckel in der Struktur von feingenarbtem Leder ist schwärzlichgraugrün, der Rücken goldgeprägt. Die Vorderdecke ist leer, eine gewisse Wirkung wird nur durch den breit herüber­gezogenen Rücken und die gewichtigen Ecken erzielt. Die Hinterdecke entspricht, hinzugefügt ist hier allerdings das goldgeprägte Verlagssignet, ein mit einem D verschlungenes R in einem Akanthus-Kranz. Der überaus prächtige Rücken ist in fünf Felder geteilt. Im zweiten steht der Titel, im vierten die Bandbezeichnung auf einem schwarzgelackten Grund(mit leichtem rotbraunen Unterton). Das erste, dritte und fünfte Feld präsentieren sich in dichtester feinziselierter schleierarti­ger Goldprägung. Die Schlußfileten in Kopf und Fuß bestehen aus hauchfeinen goldenen Palmettenbordüren. Vermutlich gibt es zumindest von den drei großen Kriegsbüchern auch noch andere, bislang nicht bekannte Verlagseinbände zu den Büchern Theo­dor Fontanes, die im Verlag der Geheimen Königlichen Ober-Hofbuchdru­ckerei(R. v. Decker) publiziert worden sind. Doch der vorerst vorliegende und beschriebene Befund dürfte genügen, um auf die eingangs gestellte Frage noch einmal zurückzukommen: Konnte auch schon in der äußeren Ge­staltung dieser Bücher sichtbar werden, daß es dem Autor in der Darstel­lung der drei Kriege keineswegs nur um eine»bloße Verherrlichung des Mi­litairischen, ohne sittlichen Inhalt und großen Zweck« gegangen sein konnte? Auf den ersten Blick nehmen wir tatsächlich nur»Verherrlichung« wahr; schon die meist reiche Goldprägung trägt dazu bei, dann die Strahlenkro­nen, das prächtige Denkmal, der Reichsadler, die Kaiserkrone und das Wappen des neugegründeten Deutschen Reiches, all das malerisch drapier­te Kriegsgerät, das Eiserne Kreuz. Und keine Verwundeten, keine Toten, keine Gräber. Die Signale, die auf den»großen Zweck« der drei Kriege hin­weisen und das Einverstandensein mit diesem hat Fontane mit den meis­ten seiner Landsleute geteilt sind klar erkennbar; weniger aber die verhal­tenen Signale, die eher Fragen stellen: Warum verschließen der österreichische und der deutsche Adler die Öffnungen der Kanonenrohre? Was oder wer wurde mit getroffen, als das nun auf dem Feld liegende Kriegsgerät so wie dargestellt zerschossen worden ist? Für wen und war­um werden die Fahnen gesenkt? Doch viel verborgener mahnt ein auf fast allen Verlagseinbänden der Kriegsbücher auftauchendes Symbol, das wir gewohnt sind, nur als Zeichen für Sieg und Triumph zu nehmen. 55 Das ist der Lorbeer. Ist aber der Lorbeer als Symbol schon immer in diesem Sinne eindeutig festgelegt gewesen? Der Mythos erzählt, daß Apollon, als er in Delphi an den schwindelerregend steilen Abhängen des Parnaß den Pythondrachen getötet hatte, sich danach im wilden thessalischen Tempetal mit Lorbeer von dem vergossenen Blut