Heft 
(2021) 111
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124 Fontane Blätter 111 Dossier: Fontanes Der Krieg gegen Frankreich ten Halbbande verlassen wurde. Er beschreibt in anschaulichen Farben die Eroberung des Mont Avron, das Bombardement und die Vorgänge auf der Südfront von Paris. Die nächsten Abschnitte versetzen uns zu den Kämpfen bei Le Mans, bei Bapaume und St. Quentin und endlich zu dem tragischen Untergange der Ostarmee Bourbaki´s, womit das gänzliche Schachmatt des Dictators Gambetta besiegelt wurde. Bei diesem durch Energie wie organisatorisches Talent gleich ausge­zeichneten Manne(»die einzige Potenz des unterliegenden Frankreichs«, wie Fontane sagt) verweilt der Verfasser gleich zu Anfang seines Buches, indem er von demselben eine treffende, unparteiische Charakteristik ent­wirft. Auch sind die an anderen Orten eingestreuten Charakteristiken der republikanischen Generale nicht minder von allgemeinem Interesse. Ueber­haupt scheint uns der Werth des Buches wiederum darin zu bestehen, daß der Inhalt, von trockener militärischer Geschichtschreibung fern, interes­sant gestaltet ist und so recht eigentlich für das große Publikum zur anzie­henden Lectüre geschaffen ist. Die über die Situation der Truppen im Texte stets an passender Stelle eingedruckten kleinen Tableaus erleichtern außer­ordentlich das Verständniß. Die Wiedergabe der nach den angeführten zahlreichen Quellen benutz­ten Berichte ist getreu, wenigstens hat sich Referent in einigen selbst wie­dergefunden. Was in diesem Bezuge in den früher erschienenen Bänden störend wirkte, daß nämlich der Verf. ohne eigene Verarbeitung die Corre­spondenzen lose und öfters unvermittelt aneinanderreihte, ist in dem vor­liegenden[S. 379] Buche mehr vermieden worden, weßhalb dasselbe an in­nerem Gehalte nur gewonnen hat. R. 49. Max Jähns. In: Die Gegenwart, 16. Juni 1866. Der Krieg gegen Frankreich 1870–71.*) Von Theodor Fontane. Lange Zeit hat man uns Deutschen vorgeworfen, daß wir zwar vorzügliche historische Forscher, aber schlechte Geschichtsschreiber seien. Der Vor­wurf war gerecht, und er trifft uns zum Theil noch jetzt. Gehört es doch zu den Kennzeichen des deutschen Gelehrten, ja des deutschen»Fachmannes« überhaupt, daß er es im Allgemeinen verschmäht, populär, d.h.»gemeinver­ständlich«, und vor allen Dingen»anschaulich« zu schreiben: sei es, daß ihm die Fähigkeit dazu abhanden gekommen ist, indem er durch allzu andauern­des Detailstudium in eine Art geistiger Kurzsichtigkeit verfällt, welche ihn hindert, vor den Bäumen den Wald zu sehen, sei es, daß ihn die Furcht zu­rückhält, von den Fachgenossen für einen Popularitätshascher und im Wie­derholungsfalle am Ende gar für einen»Dilettanten« gehalten zu werden.