Heft 
(2021) 112
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Editorial Editorial 7 Liebe Leserinnen und Leser, es ist immer wieder erstaunlich, wie viel wir über Theodor Fontane über sein Werk, sein Wirken und seine Welt noch immer nicht wissen. In zuver­lässiger Regelmäßigkeit werden neue Entdeckungen gemacht, wird unsere Erkenntnis vermehrt, können bisher unbekannte Puzzleteile zu unserem Bild des Schriftstellers hinzugefügt werden. In diesem Sinne berichten im vorliegenden Heft der Fontane Blätter bis­her unbekannte Briefe aus der Alltagsgeschichte Theodor Fontanes. Alex­ander Spirawski ist im Stadtarchiv Weimar auf drei Briefe Fontanes an die Schauspielerin Marie Seebach gestoßen, die auch einen kleinen Einblick in das Hadern des alten Fontane mit seinen gesellschaftlichen Verpflichtun­gen geben geprägt von»Einsamkeitshang« und»Bazar-Haß«. Dass auch so profane Dinge wie eine defekte Zahnprothese den Gesellschaftsmen­schen Fontane zuweilen erhebliche logistische Probleme bereiteten, zeigen des Weiteren die von Klaus-Peter Möller vorgestellten Korrespondenzstü­cke mit dem»Zahnkünstler« F. Lahayn. Den Blick für die ›große‹ Geschichte weiten demgegenüber die beiden Aufsätze von Frank Becker und Claudia Stockinger, mit denen wir das Dos­sier zu Fontanes mehrbändigem Werk über den Krieg gegen Frankreich 1870–1871 aus dem letzten Heft der Fontane Blätter um zwei wichtige Bei­träge ergänzen: Frank Becker zeichnet dabei ebenso präzise wie überbli­ckend die Praktiken und Rahmenbedingungen der Kriegsberichterstattun­gen in Fontanes Zeit nach; Claudia Stockinger widmet sich am Beispiel der Zeitschrift Die Gartenlaube der Thematisierung und Darstellung des Krie­ges in den zeitgenössischen Massenmedien. Gleich mehrere Beiträge dieses Heftes präsentieren neue Erkenntnisse zur Werk- und Publikationsgeschichte Fontanes. Rudolf Muhs sichtet, be­wertet und befragt in seinem Beitrag die überlieferten Spuren des unver­wirklicht gebliebenen Projekts Die Poeten des Berliner Figaro. Eine Reihe unbekannter Lied- und Gedichtdrucke Fontanes aus dem Tunnel-Kontext