Heft 
(2021) 112
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10 Fontane Blätter 112 Unveröffentlichtes und wenig Bekanntes Theodor Fontane und das»unsterbliche Gretchen«. Drei unbekannte Briefe an die Schauspielerin Marie Seebach Alexander Spirawski Marie Seebach(1829–1897), eine der bedeutendsten deutschen Schauspiele­rinnen des 19. Jahrhunderts, gründete mit ihrem Privatvermögen 1895 in Weimar die Marie-Seebach-Stiftung, welche es sich zum Ziel gesetzt hat, berufsunfähigen und pensionierten Bühnenangehörigen einen sorgenfrei­en Lebensabend zu bereiten. Diese Stiftung besteht seit nunmehr 125 Jahren und betreibt bis zum heutigen Tage das einzige Altenheim für Bühnen­künstler in Deutschland. 1 Nach Marie Seebachs Tode ging, testamentarisch veranlaßt, ihr gesamter Nachlaß, sowohl der finanzielle als auch der schrift­liche, in ihre Stiftung über. In dem schriftlichen Nachlaß hat sich ein Konvo­lut an Briefen erhalten, welches das Stift vor einigen Jahren als Depositum an das Stadtarchiv Weimar übergeben hat. 2 Es enthält Briefe und Karten an Marie Seebach aus über vier Jahrzehnten. Alle diese stammen von zum Teil hochrangigen Persönlichkeiten des gesellschaftlichen und kulturellen Le­bens der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Unter den Adressanten ragt besonders Theodor Fontane hervor. Während eines studentischen Prakti­kums in dem Stadtarchiv wurde der Verfasser dieses Textes auf das Brief­Konvolut aufmerksam gemacht und darauf hingewiesen, daß es bisher noch keine Bearbeitung erfahren hätte und alle Briefe unpubliziert seien. Im Fol­genden werden diese Briefe nun veröffentlicht. Theodor Fontane richtete in einem Zeitraum von fünf Jahren drei kurze Briefe an Marie Seebach. Der Forschung war es bisher unbekannt, daß Fon­tane in brieflichem Kontakt mit ihr stand. In der Fontane-Chronik sind zwar fünf Einträge zu Marie Seebach verzeichnet, doch diese beziehen sich alle ausschließlich auf Theaterkritiken Fontanes, in denen die Schauspielerin Er­wähnung findet. 3 Einleitend soll zuerst Marie Seebach vorgestellt werden. Geboren wurde sie am 24. Februar 1829 in dem damals zum Kaiserreich Rußland gehören­den Riga als Kind zweier Schauspieler. 1832 verließ die Familie Riga und zog in das preußische Berlin. Mit sechs Jahren stand Marie Seebach dann zu­sammen mit ihrer jüngeren Schwester mit Kinderrollen das erste Mal auf