10 Fontane Blätter 112 Unveröffentlichtes und wenig Bekanntes Theodor Fontane und das»unsterbliche Gretchen«. Drei unbekannte Briefe an die Schauspielerin Marie Seebach Alexander Spirawski Marie Seebach(1829–1897), eine der bedeutendsten deutschen Schauspielerinnen des 19. Jahrhunderts, gründete mit ihrem Privatvermögen 1895 in Weimar die Marie-Seebach-Stiftung, welche es sich zum Ziel gesetzt hat, berufsunfähigen und pensionierten Bühnenangehörigen einen sorgenfreien Lebensabend zu bereiten. Diese Stiftung besteht seit nunmehr 125 Jahren und betreibt bis zum heutigen Tage das einzige Altenheim für Bühnenkünstler in Deutschland. 1 Nach Marie Seebachs Tode ging, testamentarisch veranlaßt, ihr gesamter Nachlaß, sowohl der finanzielle als auch der schriftliche, in ihre Stiftung über. In dem schriftlichen Nachlaß hat sich ein Konvolut an Briefen erhalten, welches das Stift vor einigen Jahren als Depositum an das Stadtarchiv Weimar übergeben hat. 2 Es enthält Briefe und Karten an Marie Seebach aus über vier Jahrzehnten. Alle diese stammen von zum Teil hochrangigen Persönlichkeiten des gesellschaftlichen und kulturellen Lebens der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Unter den Adressanten ragt besonders Theodor Fontane hervor. Während eines studentischen Praktikums in dem Stadtarchiv wurde der Verfasser dieses Textes auf das BriefKonvolut aufmerksam gemacht und darauf hingewiesen, daß es bisher noch keine Bearbeitung erfahren hätte und alle Briefe unpubliziert seien. Im Folgenden werden diese Briefe nun veröffentlicht. Theodor Fontane richtete in einem Zeitraum von fünf Jahren drei kurze Briefe an Marie Seebach. Der Forschung war es bisher unbekannt, daß Fontane in brieflichem Kontakt mit ihr stand. In der Fontane-Chronik sind zwar fünf Einträge zu Marie Seebach verzeichnet, doch diese beziehen sich alle ausschließlich auf Theaterkritiken Fontanes, in denen die Schauspielerin Erwähnung findet. 3 Einleitend soll zuerst Marie Seebach vorgestellt werden. Geboren wurde sie am 24. Februar 1829 in dem damals zum Kaiserreich Rußland gehörenden Riga als Kind zweier Schauspieler. 1832 verließ die Familie Riga und zog in das preußische Berlin. Mit sechs Jahren stand Marie Seebach dann zusammen mit ihrer jüngeren Schwester mit Kinderrollen das erste Mal auf
Heft
(2021) 112
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