Briefe an eine Schauspielerin  Spirawski 13 sprach Marie Seebach»den Ausdruck herzlichster Theilnahme bei dem schmerzlichen Verluste der Sie getroffen hat« aus und riet ihr, als Künstlerin Trost auch»in der Kunst, die mit Leid und Leben versöhnt«, zu suchen. Bei Fontanes Ratschlag spielte sicherlich eine Rolle, daß auch er seinen ältesten Sohn, George Fontane, im Alter von nur 36 Jahren verloren hatte. 14 Ob und wie sie auf Fontanes Kondolenzwünsche reagiert hat, ist nicht bekannt, da keine Antwort von ihr überliefert ist. [1.] Theodor Fontane an Marie Seebach, Berlin, den 27.11.1888. Ein Blatt, in der Mitte gefaltet, Vorder- und Rückseite beschrieben. Berlin 27. Novemb. 88. Potsd. Str. 134. c. Gnädigste Frau. Ihre Güte beschämt mich, auch wenn mein Einsamkeitshang aus mei­nem Bazar-Haß noch besondre Nahrung zieht und mich am Erscheinen ver­hindert. Und bei dieser Gelegenheit lassen Sie mich um General-Absolution für all die gesellschaftlichen Sünden bitten, in deren Maienblüthe ich gera­de Ihnen gegenüber stehe. Was hab‘ ich nicht alles auf dem Kerbholz, aber ich bitte Sie, mir so vieles, was ich unterlassen, nicht blos um meiner Jahre, sondern viel viel mehr noch um der Abgewandtheit willen verzeihen zu wollen, die seit lange die Signatur meiner Tage geworden ist. Das Mitma­chen und Innehalten der Dinge nach der Tabulatur, ist mir ein Greul und in der Consequenz der Durchführung, in der Vermeidung des Ausnahmefalls, liegt vielleicht etwas die Sache Milderndes. Ihrem Bazar, trotz Haß, die glänzendsten Erfolge wünschend, gnädigs­te Frau, in vorzügl. Ergebenheit Th. Fontane. [2.] Theodor Fontane an Marie Seebach, Berlin, den 19.11.1889. Ein Blatt, einseitig beschrieben. Berlin 19. Novb. 89. Potsd. Str. 134. c. Gnädigste Frau. In dankbarer Erinnerung an das, was Ihre Kunst und Ihre Güte für das ein oder andre meiner»Gedichte« bereits gethan haben, bitte ich um die Ehre, Ihnen in Beifolgendem eine eben erschienene neue Auflage meiner Gedichte überreichen zu dürfen. In vorzügl. Ergebenheit Th. Fontane.