Heft 
(2021) 112
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78 Fontane Blätter 112 Literaturgeschichtliches, Interpretationen, Kontexte »Ziethen an des Königs Tisch«. Unbekannte Fontane-Lied- und Gedichtdrucke im Tunnel-Kontext 1853, 1855, 1856 Hubertus Fischer Fontanes Gedichtwerk findet in der Forschung weniger Aufmerksamkeit als sein Erzählwerk. Inzwischen holen sogar die autobiografischen Schrif­ten und Zeugnisse sowie vor allem die Texte des Journalisten auf. Untersu­chungen zur Distribution und Rezeption seiner Gedichte sind eher eine Sel­tenheit, wenn es nicht gerade Herr von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland ist. 1 Indem dieser Beitrag nach Drucken der Preußischen Feldherrn in den 1850er-Jahren, ihren Kontexten und Funktionen fragt, kann er nur eine kleine Lücke schließen. Sie gibt aber vielleicht eine Vorstellung davon, wie einige dieser Gedichte insbesondere als Lieder ›populär‹ werden konnten. Das ist nicht nur eine Frage der Medien, sondern auch der Personen, Orga­nisationen und Institutionen, die diese Medien genutzt, verbreitet und ge­fördert haben. Insofern stellt sich der untersuchte Vorgang als eine ›gesellschaft­liche Veranstaltung‹ unter bestimmten politischen Rahmenbe­dingungen dar. Fontane-Lied- und Gedichtdrucke aus den 1850er-Jahren gibt es mehr, als bisher nachgewiesen werden konnten. 2 Nicht auszuschließen ist, dass selbst das Jahr 1849 noch etwas bereithält. Programmzettel, Vereinslieder­bücher, Festdrucke, Sammlungen, Zeitungen und Zeitschriften, die nicht immer Berlin als Druck- oder Verlagsort haben müssen, sind prinzipiell als Überlieferungsträger denkbar. Bei den bisher bekannten Lieddrucken han­delt es sich meist um Sammlungen, an denen der Tunnel über der Spree durch mehr oder weniger bekannte Mitglieder beteiligt war; deshalb findet er auch hier Berücksichtigung. Außer dem Tunnel-Kontext gibt es aber auch einen politischen Kontext, wie gleich das erste Beispiel zeigen wird. Das kann nicht verwundern, denn es handelt sich um die Zeit der»Reaktion« 3 in Preußen. Vorgestellt werden einige unbekannte Fontane-Drucke in den ge­nannten Kontexten, die die postrevolutionäre Rezeption seiner Preußischen Feldherrn, wahlweise seiner Männer und Helden, mit etwas schärferen Kon­turen versehen. Dass auch ein ›unbekanntes‹ Fontane-Gedicht darunter ist, verleiht der Sache zusätzlichen Reiz.