Heft 
(2021) 112
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138 Fontane Blätter 112 Literaturgeschichtliches, Interpretationen, Kontexte wahrscheinlich gehört auch das Eggers-Porträt, das sowohl in dessen Woh­nung als auch in der Fontanes hing, zu dieser Medaillon-Serie Wolffs von Tunnel-Mitgliedern. 8 Schon Ende 1851 hatte er einen Beitrag für das heute verschollene Tunnel-Album geliefert, ein Freundschaftsalbum, das Fonta­nes Ehefrau zu dessen Geburtstag anlegte. 9 In späterer Zeit schuf Wolff auch die posthume Porträtbüste Franz Kuglers aus Marmor im Kolonna­denhof der Berliner Museumsinsel. 10 Heyse berichtet in seinen Jugenderinnerungen im Abschnitt Berliner Lehrjahre vom Tod eines operierten Zoobären in der Narkose:»Dieses Er­eignis hatte unser Tunnelmitglied, der Bildhauer Wilhelm Wolff, der sich besonders durch Skulpturen aus dem Tierreich auszeichnete, in einer humo­ristischen kleinen Gruppe verewigt.« 11 Aber auch Heyse schweigt von den Porträtmedaillons. Im hohen Alter hat er sich jedoch an sein Jugendporträt, das er dabei wohl etwas zu früh datiert, erinnert und die Arbeit im Ver­gleich mit einem anderen Reliefporträt positiver bewertet als Fontane: »Schade daß ein Relief, das der Thierwolff im Tunnel von mir gemacht hat, ich glaube 1851, verloren gegangen ist, das wäre noch interessanter.« 12 Von Heyses und Merckels Porträtreliefs lassen sich Gipsabgüsse nachweisen, 13 von den anderen, insbesondere auch demjenigen Fontanes, bisher leider nicht. Bei den Beurteilungen ist merkwürdig, daß Heyse Wolffs realistische Porträtkunst gerade nicht wie Fontane als zu»prosaisch aufgefaßt« kriti­siert, während man in literarischen Fragen eher die umgekehrte Wertung erwarten könnte. Möglicherweise war aber Fontane vor allem mit seinem eigenen Porträt unzufrieden, denn dasjenige Merckels ist wirklich, wie Heyse sagen würde,»zum Entsetzen ähnlich«, 14 wohingegen das Heyse­Porträt vergleichsweise idealisiert wirkt, was aber auch an der Vorlage lie­gen mag, da die»Profile« von»Eggers und Heyse«, wie Fontane schreibt, »für Ideale galten und dafür auch gelten durften.« 15 Über den Adressaten»M.« des zitierten Briefs lassen sich nur Vermutun­gen anstellen. Man könnte an Franz Muncker(1855–1926) denken, der in München Professor für Literaturgeschichte war und mehrfach in der wis­senschaftlichen Beilage zur Allgemeinen Zeitung veröffentlichte, in zeitli­cher Nähe zum zitierten Zeitungsartikel auch über Heyse. 16