Heft 
(2021) 112
Einzelbild herunterladen

Schwiegertochter Martha Robert  Seiler 141 Unverstanden, nicht unverständlich: Fontanes Verhältnis zu seiner Schwiegertochter Martha Robert Bernd W. Seiler Welchen wirtschaftlichen Glücksfall es für den 34 Jahre alten und mittello­sen Hauptmann George Emile Fontane darstellte, 1886 die einundzwanzig­jährige Martha Robert heiraten zu können, ist im Großen und Ganzen be­kannt. Für ein Offiziersleben von Haus aus nicht ausgestattet, war er mit dieser Heirat seine Geldverlegenheiten zunächst einmal los. Zwar führten seine Eltern die Schulden, für die sie wiederholt hatten aufkommen müs­sen, stets nur auf seinen Leichtsinn zurück, doch gab es für den Offiziers­stand auch ein, wie man heute sagen würde,»strukturelles Problem«. Um als Offizier vor Kameraden wie Vorgesetzten bestehen zu können, musste man auftreten können, und mit dem Sold allein war das nicht zu leisten. Alles, was Ansehen brachte, kostete Geld. Die Ausgeh-Uniform mit allem Zubehör, das Pferd, das man ritt, die Damen, die man ausführte, die Einsät­ze bei Glücksspielen und Wetten immer war es nachteilig, wenn man aus Geldmangel nicht mithalten konnte. In Irrungen, Wirrungen wird über den unverheirateten Botho einmal gesagt, sein Problem sei das aller vermö­gensloser Offiziere:»Er hat 9000 jährlich und giebt 12000 aus«. 1 Der Fonta­nesohn verfügte zwar höchstens über ein Viertel dieser Summe, doch sein Dilemma war dasselbe. 2 Wo und wie George Fontane gesprochen wie»Georg« Martha Robert kennengelernt hat, ist nicht überliefert, eine Gelegenheit dazu aber un­schwer auszumachen. Marthas Eltern besaßen seit 1880 eine Villa in Lich­terfelde,»Rotes Haus« genannt, und ebenfalls in Lichterfelde diente und lehrte in der neuen Kadettenanstalt Fontanes Sohn. 3 Zwar wohnten die Ro­berts nicht ständig dort draußen sie hatten immer auch eine Stadtwoh­nung, doch waren sie als Einwohner der Kolonie erkennbar und erreich­bar. Die weithin beachtete Kadettenanstalt aber richtete mehrmals im Jahr Gesellschaftsabende aus, zu denen man nicht nur Militärs, sondern auch passende Anwohnerfamilien einlud. Justizrat Robert mit seinen beiden Töchtern dürfte in der Rangliste weit oben gestanden haben, und so könnte