Heft 
(2021) 112
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142 Fontane Blätter 112 Literaturgeschichtliches, Interpretationen, Kontexte ein»Militärlehrer« auf die sittsamste Art und Weise mit ihnen bekannt ge­worden sein. Notiz im Teltower Kreisblatt vom 19.2.1885 Wie selbstbewusst, um nicht zu sagen: unverfroren, George Fontane, kaum, dass er sich mit Martha Robert verlobt hatte, seinen Offiziersstatus zur Gel­tung brachte, zeigt sich darin, dass er sich von den Schwiegereltern sofort einen Teil der Mitgift auszahlen ließ. Per Schuldschein lieh er sich von ihnen 4500 Mark, natürlich zur Schuldentilgung und zweifellos gebunden daran, dass er die Ehe auch eingehen würde. 4 Sicherlich wird die Tochter das ver­mittelt und ihren Eltern erklärt haben, dass er den eigenen Vater um Geld nicht angehen könne, sich selbstverständlich schäme, sie ihn aber so liebe usw., was alles jedoch nichts daran ändert, dass er mit den Eltern einen Vertrag über die»Abnahme« der Tochter geschlossen hatte. Was Fontane, den Vater, angeht, so hat er von dem Handel zweifellos nichts gewusst, allein die Summe die Hälfte seines Jahresbudgets hätte ihn fassungslos gemacht. Es gibt aber auch eine Briefäußerung, die auf sei­ne Ahnungslosigkeit schließen lässt. Über den Antrittsbesuch im Hause ­Robert aus Anlass der Verlobung schreibt er an die Tochter, der Schwieger­vater wiegele,»was den Geldpunkt angeht[...] beständig ab, wobei ich im­mer ein urdummes Gesicht mache, weil mir[...] die berühmte Frage: ›wie viel Nullen‹ ganz gleichgültig ist.« Dass das Berühren des»Geldpunktes« den Zweck gehabt haben könnte, seine Kenntnis von der Finanzlage des Sohnes auszuloten, kam ihm nicht in den Sinn, denn bezüglich seiner selbst gab es da keine Zweifel. Beständig betonten die Roberts, teilt er noch mit,»welches rasende Glück ihnen und ihrer Tochter zu Theil geworden sei«. Er habe sich deshalb wie der Shakespearsche Kesselflicker gefühlt, dem bei Hofe zur Täuschung gehuldigt wird und der sich vor die Frage gestellt sieht:»Sind die verrückt oder ich?« 5 Aus der Sicht eines nicht weiter namhaften Justizrates musste ein namhafter Schriftsteller einfach ein wohlhabender Mann sein, und Fontane wird ihm diesen Glauben auch nicht genommen haben. Woher der Wohlstand der Roberts kam, war ihm aber bekannt. Die Braut­mutter Emma Robert war eine geborene Bechmann und ihr Vater Conrad Bechmann(1801–1881) der Gründer des»Spandauer Bocks« gewesen. Aus