Heft 
(2022) 113
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8 Fontane Blätter 113 Unveröffentlichtes und wenig Bekanntes An wen schrieb Theodor Fontane ? Eberhard Siebert Berlin 21. Mai 79. Potsd. Str. 134. c. Sehr geehrter Herr. Pardon, daß ich Ihnen erst heute für Ihr hübsches Buch danke, das mir die Firma Schleiermacher vor etwa zwei Wochen schon zugeschickt. Ich wollte gern erst darin lesen, nicht bloß blättern, merke nun aber, daß ich vor den Ferien zu einer mußevollen Lektüre nicht kommen werde. Die Ziegler be­deutet mir den Verzicht einer ganzen Woche. Und»sie ist die erste nicht, und wird die letzte nicht sein.« Das Einzige, was sie mit Gretchen gemein hat. Ich nehme Ihr Buch im Juli mit nach Wernigerode und schreibe Ihnen von dort mehr. Wollen Sie mich all den lieben Ihrigen empfehlen. Ihr ganz ergebenster Th. Fontane . Den vorstehend abgedruckten Brief veröffentlichte Waltraud Stephan An­fang der 1970er-Jahre; 1 er war damals noch unbekannt wie sein Empfänger, der es bis heute geblieben ist. 2 Die Kenntnis des Briefs verdankte die Her­ausgeberin dem Remscheider Ehepaar Dr. Schulze-Röbbecke, das»ihn aus dem Nachlass ihres Vaters bzw. Schwiegervaters Prof. Dr. Alwin Knauer übernommen« hatte. Der Psychiater und Psychologe Knauer hatte in den Jahren vor dem Ersten Weltkrieg in München zu einem Kreis von Künst­lern, Wissenschaftlern und Schriftstellern gehört, zu dem auch Angehörige der Familie Huch zählten. Großes Interesse an Graphologie verband Knau­er insbesondere mit Felix Huch , mit dem er in regem Austausch von Auto­graphen stand, unter denen sich auch der obige Brief befunden haben mag. So vermutete denn Waltraud Stephan seinen Empfänger im Freundeskreis der Familie Huch, konnte Genaueres jedoch nicht ermitteln und resignierte. Also musste versucht werden, auf anderen Wegen zum Ziel zu gelangen.