Heft 
(2022) 113
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12 Fontane Blätter 113 Unveröffentlichtes und wenig Bekanntes Fontane auf Französisch. Die erste französische Übersetzung von Kriegsgefangen und Téodor de Wyzewas originelles Autorenporträt von 1891 Eingeleitet und übersetzt von Iwan-Michelangelo DAprile und Mathilde Lerenard Die französische Übersetzung von Fontanes autobiographischer Schrift Kriegsgefangen . Erlebtes 1870 ist nicht nur die erste Übersetzung eines sei­ner Werke ins Französische, sondern zählt zu den frühesten internationalen Übersetzungen eines größeren Fontane -Werks überhaupt. Zuerst erschie­nen ist sie ab Dezember 1891 in der Kulturzeitschrift Revue Bleue und dann als Buch 1892 beim renommierten Pariser Verlag Perrin mit einer umfang­reichen Einleitung von Téodore de Wyzewa unter dem Titel Souvenirs dun prisonnier de guerre allemand en 1870. 1 Dass gerade ein Werk zum 1870er­Kriegskontext in Frankreich erstmals Aufmerksamkeit für Fontane weckte, erscheint auf den ersten Blick naheliegend. Gerade vor diesem Hintergrund aber erstaunt Wyzewas Einleitung. Weit über eine bloße Vorrede zu Fonta­nes Gefangenenbericht hinaus, der nur in einem Absatz kurz, wenn auch trefflich gewürdigt wird, bietet sie ein umfassendes Porträt des Autors bis hin zu seinem gerade erst Anfang 1890 auf Deutsch erschienenen letzten Roman Stine. Tatsächlich handelt es sich bei Wyzewas Einleitung um den wortgleichen Wiederabdruck seines die Erstveröffentlichung der Überset­zung begleitenden Autorenporträts in der Revue Bleue vom Dezember 1891 unter dem Titel Un romancier naturaliste allemand, der seinen Text weit treffender bezeichnet. 2 Hier wird deutlich, dass Wyzewa sich auf der Basis einer breiten Kenntnis von Fontanes Romanen für Kriegsgefangen interes­sierte und die Schrift zur Übersetzung empfahl. Die Übersetzung selbst hat dann Wyzewas Lektoratskollege bei Perrin, Jean Thorel, verfertigt. 3 Als Téodor de Wyzewa(1862–1917) seinen Essay verfasste, stand er, ge­rade 29-jährig, noch am Anfang seiner Kritikerkarriere, die ihn zu einem der bedeutenden Akteure im Pariser Kulturbetrieb des Fin de Siècle und der beginnenden Moderne mit einem bemerkenswerten Gespür für nachhaltige literarische Trends werden lassen sollte. 4 Geboren am 30. August 1862 im vom russischen Zarenreich annektierten östlichen Polen , stammte ­Théodore Wyzewski(den Namen de Wyzewa nahm er erst später als Kritikerpseudo­nym an) aus einer gut situierten Medizinerfamilie. Mit dem ­Vater, der nach