Heft 
(2022) 113
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Eggers»Wochenzettel« 1870  Berbig 45 Kempowskis Echolot 52 . So leise, so peripher sie auch erklingt, eine der Stim­men, die Fontane einbezog, war die von Friedrich Eggers , dem Poeten. Des­sen Bericht von seiner Herbstreise nach Frankreich , auf der er gehofft hatte, Spuren des kriegsgefangenen Fontane auszukundschaften, hat der nicht ge­kannt. Diese»Wochenzettel« waren in jeder Hinsicht Gegenprogramm zu den eigenen ambitionierten Kriegschroniken. Augenzeugenschaft bestimmt ihren Wert, Notierungsspezifik ihre Eigenart. Der Beleuchtungswechsel, in den das Ich durch die Umstände und Schreibverhältnisse geriet, entfernten es aus der Unmittelbarkeit des Autobiographischen. Die Kriegsbilder chan­gieren zwischen zwei Perspektiven: der aus erster Hand(eigene Erfahrung körperlich, sinnlich, geistig) und der aus zweiter(fremde Berichte, Foto­grafien etc.). Exotismus und Egozentrik balancieren sich aus. Eggers Berich­te sind Einübung in Einfühlung, Signatur empathischen Schreibens. Dieses Schreiben arbeitet auch mit den Stimmen anderer, doch bleiben diese als Dialog eingebettet in den dominierenden Erzählstrom. Der ihn erzeugt und verwaltet, ist hartnäckig bemüht, die sich mehrenden Schreckens- und Schmerzensbilder einem Ideal anzuverwandeln, das diese konterkarieren. Das Fazit, von Eggers fast am Ende seines französischen Kriegsausflugs for­muliert, dieser sei»ein vortrefflicher Cursus in der Lebenspraxis« 53 gewe­sen, verdiente Vertiefung. Doch danach stand dem Heimgekehrten nicht der Sinn und die»Wochenzettel« wären dafür das Medium kaum gewesen. So überlassen wir ihn der»Nöhlin« und dem Rütli, wo Friedrich Eggers am 1. November 1870»mit einem gar nicht geahnten Jubel empfangen wurde« und wo man besonders seine»braune Gesichtsfarbe« 54 rühmte.