Heft 
(2022) 113
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50 Fontane Blätter 113 Literaturgeschichtliches, Interpretationen, Kontexte Hinzu kam, dass die Vorlage der Übersetzung, die erstveröffentlichte Fas­sung von Catherines Gores Roman, bislang unbekannt war. Wie schon Otto Pniower wusste man nur von der Buchfassung aus dem Jahr 1843 sowie von deren 1846 in der Stuttgarter Übersetzungsfabrik des»Belletristischen Auslands« erschienenen deutschen Übersetzung. 8 Bis in die jüngste Zeit mussten so grundlegende Fragen wie etwa nach der Entstehungszeit oder den Eigenheiten der Fontane´schen Übersetzung sowie daraus abgeleitete Deutungsperspektiven notwendig spekulativ bleiben. 9 Tatsächlich ermöglichte erst die digitale Wende in den Geisteswissen­schaften bzw. die zunehmende Digitalisierung der internationalen periodi­schen Presse des 19. Jahrhunderts das Auffinden der Erstveröffentlichung von Gores Roman im Jahrgang 1842 der schottischen Literaturzeitschrift Taits Edinburgh Magazine, die Fontane als Übersetzungsvorlage diente. Nun erst ließ sich die Frage nach Fontanes originären Übersetzer-Leistun­gen auf gesicherter Vergleichsebene stellen. Zudem konnten durch wechsel­seitigen Abgleich von Typoskript, Originaltext und Pniowers Manuskriptbe­schreibung die gröbsten Tipp- und Transkriptionsfehler identifiziert und so eine Textvorlage erstellt werden, die eine Veröffentlichung verantwortbar werden ließ. Darüber hinaus ergänzten sich von hier aus wie in einem Puz­zle die unterschiedlichen Überlieferungsbestände, sodass sich viele der bis dato ungeklärten Fragen zum Status der Übersetzung klärten: (1) Erstens konnte Gores Roman in der Medienumgebung und vor dem Hintergrund des Zeitschriftenprogramms von Taits Edinburgh Magazine unter der Herausgeberin Christian Isobel Johnston lokalisiert und näher charakterisiert werden. (2) Dies wiederum ermöglichte gesichertere Aussagen zum Entste­hungszusammenhang von Fontanes Übersetzung im Umfeld der Leipziger Literaturzeitung Die Eisenbahn, der sich wesentlich als ein über Zeitschrif­ten medial vermittelter internationaler Literaturtransfer offenbart. (3) Schließlich ließ sich mit Hilfe der im Fontane -Archiv aufbewahrten Korrespondenz des Friedrich Fontane Verlages und genealogischer Re­cherchen zur Familie Günther die Überlieferungsgeschichte des Manu­skripts genauer rekonstruieren, aus der sich weitere Belege zum Entste­hungskontext und zur Datierung der Übersetzung ergeben. 10 1. Catherine Gores Abednego the Money-Lender in Taits Edinburgh Magazine Catherine Gores Roman Abednego the Money-Lender ist zuerst in neun Fol­gen zwischen März und Dezember 1842 in der literarisch-politischen Zeit­schrift Taits Edinburgh Magazine erschienen. Eine spätere Buchfassung publizierte Gore 1843 unter dem Titel The Money-Lender mit einem Vorwort­