Heft 
(2022) 113
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60 Fontane Blätter 113 Literaturgeschichtliches, Interpretationen, Kontexte Fontane wohl nicht einfacher wurde. Am 27. Mai 1909 informierte Krause den Verlegersohn über das ihm von der Tochter des»verstorbenen Herrn Günther aus Frankfurt a.M.« 43 zur Veröffentlichung anvertraute Manu­skript. In seinem Antwortschreiben reklamierte Friedrich Fontane vorsorg­lich die Abdruckrechte und bat um Übersendung des Manuskripts zur Prü­fung. 44 Nachdem Friedrich Fontane die Echtheit der väterlichen Handschrift festgestellt hatte, bat er am 25. Juni um die Nennung einer Forderung für den Ankauf des Manuskripts. Zugleich gab er eine maschinenschriftliche Abschrift in Auftrag also das heute lediglich noch vorhandene Typoskript. Am 2. Juli nannte Carl Krause nach Rücksprache mit Johanna Günther einen Kaufpreis von 2000.- Mark. 45 Friedrich Fontane , der inzwischen seine Geschwister(»Frau Prof. Fritsch«,»Herrn Geheimrat Th. Fontane «) sowie den Direktor des Märki­schen Museums Berlin Otto Pniower benachrichtigt hatte und über engli­sche Verlagspartner Informationen über die ihm völlig unbekannte Autorin Catherine Gore einzog, wandte sich am 23. Juli an den im Urlaub weilenden Paul Schlenther mit der dringlichen Bitte um eine Einschätzung darüber, ob die Nachlasskommission eine Veröffentlichung befürworte. Friedrich Fontane , der sich als Verleger, aber nicht als Nachlassverwalter sah, war andernfalls nicht willens, den geforderten Preis zu entrichten:»An der Er­werbung lediglich des Manuskripts als solches kann uns aber natürlich, noch dazu zu dem nicht unerheblichen Preise von M 2000.-, nicht gelegen sein, wofern nicht auch evtl. die Reproduktionsrechte an uns übergingen.« In diesem Fall sei laut dem kontaktierten Otto Pniower »eine Bibliothek, z.B. auch die des Märkischen Museums « bereit, für den Erwerb des Manu­skripts 500.- Mark zu zahlen. Zudem bat er um raschen Bescheid, da er im Falle einer abschlägigen Antwort auch den kostspieligen Auftrag des gera­de zur Hälfte abgetippten Manuskripts abbrechen würde. 46 Ohne den Roman gelesen zu haben, antwortete Schlenther am 24. Juli 1909 umgehend per Postkarte aus dem Kurhotel in Marienbad , dass er eine Veröffentlichung für nicht sinnvoll halte. Als Dokument könne die Fontanesche Übersetzung eventuell für die spätere Forschung von Interes­se sein, auf einen Markterfolg eines Goreschen Romans sei aber beim Lesepub­likum des frühen 20. Jahrhunderts mit Sicherheit nicht zu rechnen: Th. F.´s Übersetzung des Romans von Mrs Gore kann meiner Meinung nach ein Publikations-Interesse kaum mehr haben. Offenbar ist es eine Arbeit gewesen, mit der er in London nur Geld verdienen wollte. Viel­leicht war es auch nur eine Übungsarbeit. Ich möchte ganz der Mühe des Lesens überhoben sein. Wenn das Märkische Museum 500 Mark an das Manuskript wenden will, so könnten die Ansprüche der von Herrn Carl Krause vertretenen Eigentümerin damit abgelöst werden und der künf­tige Biograf Th. F. könnte seinen kleinen Nutzen daraus haben. Aber was soll das Publikum heute mit einem Goreschen Roman beginnen? 47