Heft 
(2022) 113
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140 Fontane Blätter 113 Freie Formen Aufklärung zu einem Medaillon Bernd W. Seiler Wenn ein Tätigwerden aus einem begrenzten Anlass zu einem unerwartet weitreichenden Resultat führt, so ist das immer ein Grund, dem Anlass dankbar zu sein. In diesem Falle waren es zwei mir nachgesagte Fehler, vermeintlich feststellbar in meinem Aufsatz zu Fontanes Arbeitsumgebung in der Potsdamer Straße 1 und als solche benannt von Rainer Hillenbrand in seinem Aufsatz zu einem Fontane -Porträt von Wilhelm Wolff . 2 Der eine Fehler sollte sein, dass ich eine Büste Franz Kuglers, 1856 angefertigt durch den Bildhauer Bernhard Afinger , auf die ich zum Beleg der Verbindung Afingers auch zu Mitgliedern des Tunnels hingewiesen hatte 3 , dem Bild­hauer Wilhelm Wolff hätte zuschreiben müssen. Wolffs Büste jedoch, von der ich gar nicht wusste, dass es sie gibt, ist eine andere. Sie ist der Afinger­Büste zwar ähnlich, sogar sehr ähnlich, entstand aber wesentlich später und findet sich nicht in der Nationalgalerie , sondern steht in deren Kolonna­denhof. 4 Für die Verwechslung hat sich Hillenbrand entschuldigt, doch ist sie für die Resultate meines Aufsatzes auch nicht von Belang. Anders die zweite Beanstandung. Das in Fontanes Arbeitszimmer hän­gende, von mir als Eggers-Porträt bestimmte Medaillon sei keine Arbeit von Afinger , erklärt er, sondern es stamme wahrscheinlich von Wilhelm Wolff . Seine Begründung: Bei Friedrich Eggers sei von einer»Reihe von Bildnissen« die Rede, die Wolff von Mitgliedern des Tunnels angefertigt habe, und so sei über die von Heyse, Merckel und Lepel hinaus, die er nennt, auch das ihn zeigende Medaillon im Arbeitszimmer Fontanes als eines von Wolff anzusehen. Zudem unterschieden sich Afingers Medaillons»in ihrer Silhouettenhaftigkeit stilistisch stark von den plastischeren Werken Wolffs«, denen eben das Eggers-Porträt gleiche, und von einer Verbindung Afingers zum Tunnel sei auch»nichts bekannt«. 5 Was von diesen Argumenten zu halten ist, werde ich noch ansprechen. Da mir die Urheberschaft Afingers wegen seiner Kontakte zu Eggers in kei­ner Weise zweifelhaft war, wollte ich mir zusätzlich von den Stilunterschie­den solcher Porträts einen Eindruck verschaffen. Bei der Suche nach Bei-