Heft 
(2022) 113
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144 Fontane Blätter 113 Freie Formen angesehen,»als ob er wenigstens ein Isis-Priester wäre«, und er hätte ihm das Feinste für einen Magenbitter angemischt, was die Rosesche Apotheke zu bieten gehabt hatte. Heute würde er ihm nur»einfach einen Gilka ein­schenken«. 18 Das Lübke-Medaillon in seinem Zimmer bedeutete ihm also nicht wie die Abbilder von Friedrich dem Großen, Goethe, Rauch, Lenau oder Moltke, die er sonst noch hatte Bewunderung und Anerkennung ei­ner Lebensleistung, sondern es bewahrte ihm etwas von der anspruchslosen Geselligkeit, die im Ellora -Kreis vorgeherrscht hatte.»Unsre kleine Welt hier wurde durch Lübke, der fast vier Wochen hier war, bewegt«, schreibt er im April 1889 an Sohn Theodor,»und rief manche Erinnerung an zurückliegen­de Jugend herauf.« 19 Ist dieser Teil der Medaillonfrage somit geklärt, bleibt noch etwas zu der Möglichkeit einer Eggers-Porträtierung durch Wilhelm Wolff zu sagen. Dass es eine solche Porträtierung n i c h t gegeben hat, lässt sich eigentlich schon aus ihrer Nicht-Erwähnung sowohl durch Eggers wie durch Fontane folgern. Friedrich Eggers verwendet in seinem Beitrag zu Wolffs bildhaueri­schem Werk 1856 im Kunstblatt nur wenige Zeilen auf dessen»Aufgaben aus dem menschlichen Gebiete«. Mehr, als dass Wolff sie»mit Glück löste«, äu­ßert er nicht und führt die Reliefs von»P. Heyse, B. v. Lepel, W. von Merckel, sowie eine Porträtstatuette des Seenovellendichters Heinrich Smidt « als Bei­spiele an. 20 Könnte man die fehlende Nennung eines eigenen Porträts hier noch für eine Geste der Bescheidenheit halten, so gilt das für Fontanes Wolff-Artikel nicht. Ohnehin ist dieser Artikel, verfasst für das Lexikon Männer der Zeit, weiter nichts als ein Exzerpt aus der Darstellung von Eggers, bündiger for­muliert und am Schluss lediglich um drei Arbeiten Wolffs ergänzt, die zum Zeitpunkt des früheren Aufsatzes noch nicht vorgelegen hatten. Fontane nennt von den Reliefporträts»die lebensgroßen Bildnisse der Dichter Paul Heyse , Bernhard von Lepel , Wilhelm von Merckel und des Kapellmeisters Taubert«. 21 Hätte es auch ein Eggers-Bildnis gegeben, so hätte es an dieser Stelle nachgerade genannt werden m ü s s e n, nicht aber stattdessen eins des Tunnel-Mitglieds Wilhelm Taubert. »Auch im Menschenantlitz versteht er zu lesen«, lautet Fontanes Formulierung, und das beglaubigte sich immer auch durch den Rang der Modelle. Und auch noch in einer späteren Aufzäh­lung Fontanes, die Hillenbrand zitiert, taucht Eggers nicht auf.»Verschiede­ne Tunnelianer« seien damals von Wolff porträtiert worden, heißt es in ei­nem undatierten Brieffragment,»Heyse, mein Freund Lepel, ich selbst; ich besitze alle drei sie sind aber von sehr bescheidenem Werth, weil prosa­isch aufgefaßt, trotzdem Wolff sehr geschickt war.« 22 Undenkbar, dass ein Eggers-Porträt, mit dem Fontane sogar sein Zimmer geschmückt hätte, an dieser Stelle ungenannt geblieben wäre. Von diesem logischen Einwand abgesehen gibt es aber auch noch einen Sachgrund für Eggers Nichtporträtierung durch Wolff, nämlich dass Eg-