Heft 
(2022) 114
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8 Fontane Blätter 114 Unveröffentlichtes und wenig Bekanntes Fontanes Kondolenzschreiben zum Tode von Ludwig Metzel. Mit einem Rückblick auf ihre langjährige Beziehung Rudolf Muhs Am 8. Juni 1895 vermeldete die Vossische Zeitung, dass Ludwig Metzel, während der 1850er-Jahre Leiter der Centralstelle für Preßangelegenheiten und seit 1860 Bürodirektor des preußischen Herrenhauses, zwei Tage zuvor gestorben war. 1 Bewegt setzte sich Fontane noch am selben Tag hin, um dem gleichnamigen Sohn des Verstorbenen, dem Kammergerichtsrat Ludwig Metzel, sein Beileid auszudrücken. Das bislang unbekannte kurze Schreiben lautet wie folgt: Berlin 8. Juni 95. Hochgeehrter Herr. Empfangen Sie den Ausdruck meiner herzlichen Theilnahme bei dem schmerzlichen Verluste der Sie und alle Mitglieder der Familie Metzel be­troffen hat. In meiner Erinnerung lebt der theure, nun Entschlafene fort, als der, dem ich, wie keinem Zweiten einen geordneten Lebensweg und auf die­sem Wege ein bescheidenes Glück zu danken habe. Hochgeehrter Herr Kammergerichtsrath, in vorzüglicher Ergebenheit Th. Fontane Die Versicherung, er verdanke Metzel»wie keinem Zweiten einen geordne­ten Lebensweg und auf diesem Wege ein bescheidenes Glück«, lässt aufmer­ken, geht sie doch deutlich über konventionelle Kondolenzformeln hinaus. Insofern mag es angezeigt sein, an die Vorstellung dieses Briefes eine knap­pe Skizze der Beziehung anzuschließen, die den Dichter und den Beamten über 45 Jahre hinweg miteinander verband. Aus ihrem anfänglich kollegia­len Nebeneinander wurde fünf Jahre lang ein hierarchisches Verhältnis, be­vor sich in späterer Zeit ein zwangloser Umgang am Stammtisch ergab.