Heft 
(2022) 114
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90 Fontane Blätter 114 Dossier: Fontanes Fragmente in den 1920er-Jahren die Manuskripte im Märkischen Museum nach imple­mentierten Briefentwürfen Fontanes durchsuchte, seine Sammlung aber niemals publizieren konnte. 2 Mehrere Brieftexte sind heute nur deshalb überliefert, weil Friedrich Fontane sich zugunsten einer Vervollständigung der Textüberlieferung über die Abmachungen mit Rosenfeld hinwegsetzte, dessen Abschriften abtippen ließ und in die Konvolute der Briefabschriften einordnete, allerdings ohne sie nach den Originalen zu revidieren. Eine Vollständige Verzeichnung und Erschließung der Werkhandschrif­ten von Unwiederbringlich, Effi Briest und Der Stechlin hat Christel Laufer 1973 als Dissertation bei der Akademie der Wissenschaften Berlin vorge­legt und dabei auch die auf den Rückseiten dieser Manuskripte überliefer­ten Dokumente, Texte und Textfragmente beschrieben. 3 Ihre Funde wur­den allerdings bis heute noch nicht von der Forschung wahrgenommen. In der Edition der Fragmente Fontanes sind bei der Deskription der Überliefe­rung auch sämtliche in den Manuskripten implementierten Texte kurz be­schrieben worden. 4 Auch diese Auflistungen sind noch nicht in Datenban­ken wie dem Briefverzeichnis oder der Chronik ausgewertet worden, genauso wenig wie die in Fontanes Notizbüchern enthaltenen Briefkonzep­te,-Notate und Adressatenlisten, die durch die Edition von Gabriele Rade­ cke systematisch aufgearbeitet wurden. Über seine Funde im Manuskript Von Zwanzig bis Dreißig hat Wolfgang Rasch 2014 auf der Tagung Fontanes Briefe im Kontext berichtet und die Forderung nach einer systematischen Erschließung aller überlieferten Kor­respondenzstücke abgeleitet. 5 Wenigstens für den Bestand des Theodor­Fontane-Archivs und die dort verwahrten Leihgaben ist diese Forderung bereits erfüllt. Bei der Katalogisierung dieser Handschriften wurden auch Dokumente und Textfragmente erfasst, die in an­deren Zusammenhängen überliefert sind. Auch sämtliche Namen von Adressatenlisten und ähnli­chen Dokumenten sind über die Schlagwortverzeichnisse des Katalogs ab­rufbar. Das hat mitunter zu umfangreichen Datensätzen geführt. In dem Manuskript von Mathilde Möhring 6 wurden etwa 90 weitere Texte oder Textfragmente beschrieben. Ähnlich verhielt es sich bei anderen Hand­schriften. Ein interessantes Beispiel soll an dieser Stelle vorgestellt werden, das Manuskript Melusine von Cadoudal, 7 das zum größten Teil aus halbier­ten größeren Blättern bzw. Briefbogen besteht, deren unbeschriebene Sei­ten bzw. Teile von Seiten Fontane zum Niederschreiben des Fragment ge­bliebenen Entwurfs benutzt hat. Von mehreren Blättern fanden sich sämtliche Teile in diesem Manuskript, andere sind nur unvollständig über­liefert. Auf diese Weise sind in St 6 insgesamt 15 weitere Texte, Entwürfe und Dokumente überliefert, die ein bemerkenswertes Kaleidoskop der Kor­respondenz des Schriftstellers im Frühjahr 1895 bilden. Nur der Umschlag und das Blatt 15 sind im Folio-Format, alle anderen Blätter haben ein For­mat von etwa A5-quer.